Archiv für Juli 2010

„Homöopathie – die große Illusion“: Warum der SPIEGEL mit seinem aktuellen Titel daneben liegt

Sonntag, 11. Juli 2010

Dass der SPIEGEL mit Vorliebe auf alles draufhaut, was auch nur im Entferntesten nach so genannter Alternativmedizin riecht, darüber hat SPIEGELblog immer wieder berichtet. Mit kritischem Wissenschaftsjournalismus hat dies nichts zu tun, da sich der SPIEGEL so nur zu gerne zum Handlanger der Medizinautoritäten und der mit ihnen in enger Verbindung stehenden Pharmaindustrie macht.

Ein Zeugnis dafür ist auch der aktuelle SPIEGEL-Titel „Homöopathie – die große Illusion“ (siehe auch Screenshot). Sicher, man kann so manches gegen die Homöopathie ins Feld führen. Das große Allheilmittel ist auch sie sicher nicht. Doch dass sich der SPIEGEL nun voll auf die Seite der Homöopathie-Gegner geschlagen hat, ist schlicht abstrus. Dazu folgendes:

# Wieso bringt der SPIEGEL nicht mal Titel mit Schlagzeilen wie „Schweinegrippeimpfung – die große Illusion“, „Krebsmedikamente – die große Illusion“ oder „Gebärmutterhalskrebsimpfung – die große Illusion“? Hierzu bestünde mindestens genau so viel, wenn nicht gar noch mehr Grund als für den Titel „Homöopathie – die große Illusion“.

Wohlgemerkt: Die Gebärmutterhalskrebsimpfung hat der SPIEGEL einst sogar als „hochwirksam“ hochgejubelt (was natürlich völlig haltlos war, wie das Nachrichtenmagazin später dann auch zugeben musste – freilich ohne darum großes Aufheben zu machen: SPIEGELblog berichtete).

# Wie wirksam Homöopathie letztlich ist, lässt sich rein wissenschaftlich nur schwer darlegen. Grund: Vor allem die schulmedizinischen Gegner der Homöopathie (und in gewisser Weise auch die Befürworter) sind voreingenommen (im Fachjargon spricht man hier von einem „publication bias“). Dies ergab z.B. eine Übersichtsarbeit im Jahr 2005. Wer sich also – wie der SPIEGEL – auf Studien zur Wirksamkeit der Homöopathie beruft, die in Mainstreamjournals veröffentlicht wurden, hat damit noch nicht seine journalistischen Hausaufgaben gemacht, da zunächst diese Studien einer kritischen Analyse unterzogen werden müssten.

# Nicht wenige Menschen bzw. Patienten, die von der konservativen Schulmedizin mit ihrer Fixierung auf die Pillenmedizin und Symptombehandlung keine wirkliche Hilfe bzw. Heilung erfahren (und von diesen Patienten gibt es ein ganzes Heer), machen die Erfahrung, dass sie mithilfe so genannter alternativer Verfahren inkl. Homoöpathie in ihrem Gesundungsprozess vorankommen. Welches Recht nimmt sich der SPIEGEL heraus, diese Erfahrungen pauschal auf seinem Titel als „große Illusion“ abzustempeln? Das zeugt nicht gerade von einem so dringend notwendigen sensiblen Umgang mit dem Thema.

Über die wahren Verschwendungsprojekte im Gesundheitswesen mokiert sich der SPIEGEL gar nicht
# Abstrus auch der Beitrag auf SPIEGEL Online „Kürzungsforderung: Krankenkassen sollen sich Homöopathie sparen“, der parallel zur Print-Titelgeschichte online gestellt wurde. Abstrus deshalb, weil hier nicht einmal beziffert wird, wieviel die Krankenkassen einsparen könnten, wenn sie die Homöopathie aus ihrem Leistungskatalog streichen würden. Laut Berichten aus anderen Medien haben die Kassen 2008 gerade einmal 8,4 Mio. € für homöopathische Mittel ausgegeben – Ausgaben, die laut Bundesverband der Pharmazeutischen Industrie „absolut zu vernachlässigen“ seien, wenn man bedenke, dass die Kassen insgesamt mehr als 30 Mrd. €  Euro für alle Arzneimittel ausgäben.

Da vermisst man auch bei diesem Thema (Kosteneinsparungen) vergleichbare Schlagzeilen beim SPIEGEL, die dazu auffordern, absolute Wahnsinnsprojekte im Gesundheitswesen ad acta zu legen – Projekte, deren Wirksamkeit faktisch nicht gesichert ist und die wohlgemerkt ein Zigaches dessen kosten, was die Homöopathie an Kosten verursacht.

Man denke z.B. an den Kauf des Schweingegrippe-Impfstoffs von GlaxoSmithKline, für den die deutsche Regierung mal so eben 700 Mio. € locker gemacht hatte, ohne dass der SPIEGEL sich in irgendeiner Weise darüber groß oder gar auf seinem Cover mokierte (nähere Inofs zum Schweinegrippe-Irrsinn findet sich in meinem Buch „Virus-Wahn“).

Oder denken wir an die Ionenstrahl-Therapie gegen Krebs, die rund 20.000 € pro Behandlung und damit gerne dreimal so viel wie herkömmliche Bestrahlungsbehandlungen kostet. Einen Nachweis, dass diese Ionenstrahl- oder auch Protonenstrahl-Therapie einen Nutzen hat bzw. herkömmlichen Bestrahlungen wirklich überlegen ist, wurde dabei noch gar nicht erbracht (mehr Infos dazu in meinem Buch „Die Zukunft der Krebsmedizin“, S. 162-165).

All dies und noch vieles mehr regt den SPIEGEL aber gar nicht auf. Offenbar ist er zu sehr damit beschäftigt, so genannte alternative Ansätze pauschal platt zu machen.

Link zum Thema:

# Pressemitteilung des Deutsche Zentralvereins homöopathischer Ärzte (DZVhÄ) zum SPIEGEL-Titel

Angebliche Hoffnung auf AIDS-Impfstoff: Der SPIEGEL agiert mal wieder als Sprachrohr der Pharmaindustrie

Freitag, 09. Juli 2010

Nachdem der SPIEGEL an vorderster Medienfront dazu beigetragen hatte, die irrsinnige Schweinegrippe-Paninkmache weltweit zu befördern, gab sich das Nachrichtenmagazin geläutert und gelobte Anfang 2010 in dem Beitrag „Chronik einer Hysterie“ Besserung. Sprich, man behauptete, in Zukunft werde man der Medizinelite und ihren Verbündeten nicht mehr blindlings Glauben schenken und deren Botschaften nicht mehr kritiklos an die Leser weitertragen. Doch es war offenbar ein bloßes Lippenbekenntnis (SPIEGELblog berichtete).

Schon 1984 hieß es, in zwei Jahren stünde ein AIDS-Impfstoff bereit; seither gab es viele solcher Versprechen, die nie eingelöst wurden – und der SPIEGEL wird immer noch nicht stutzig
Dies zeigt sich auch heute in dem Artikel „Schutz vor Aids: Forscher entdecken hochwirksame HIV-Antikörper“, der sogar groß als Hauptaufmacher gefahren wurde (siehe auch Screenshot). Darin trägt SPIEGEL Online, kritiklos die Botschaft des Medizinestablishments an seine Leser weiter, dass der „Durchbruch im Kampf gegen Aids“ praktisch bevorstehe, da die „Forscher die Hoffnung auf einen hochwirksamen Impfstoff gegen [Aids] wecken“.

Klingt mal wieder super, doch vor dem Hintergrund des medialen Schweinegrippe-Desasters sollte einem Medium wie dem SPIEGEL mittlerweile mehr einfallen, als bloße Hoffnungen des mit der Pharmaindustrie eng verbandelten Medizinestablishments kritiklos an seine Leser weiter zu reichen. Zumal man ja, wie gesagt, genau in dieser Hinsicht Besserung gelobte.

Erschwerdend kommt hinzu, dass bereits 1984 – also vor mehr als 25 Jahren – großspurig versprochen wurde, ein Impfstoff gegen AIDS werde innheralb von zwei Jahren bereitstehen. Und derlei Versprechen wurde seither immer wieder erneuert, ohne dass sie je eingelöst wurden.

Vor diesem Hintergrund sollte doch selbst der gutgläubigste Journalist irgendwann mal stutzig werden.

Ich gehe jede Wette ein, dass auch aus dem von SPIEGEL Online aktuell hoch gehaltenen Forschungen kein effektiver AIDS-Impfstoff entsteht.

In diesem Zsh. ist auch zu bedenken, dass es berechtigte Zweifel an der These gibt, dass HIV die primäre Ursache von den vielen unter dem Begriff AIDS zusammengefassten altbekannten Krankheiten ist.

Dazu folgende aktuelle Informationen:

# Bauer, Henry H. HIV tests are not HIV tests, Journal of American Physicians and Surgeons, Vol. 15, Frühjahr 2010, S. 5-9

# Die mehrfach preisgekrönte Dokumentation “House of Numbers – The HIV/AIDS Story is Being Rewritten” des kanadischen Filmemachers Brent Leung ist jetzt frei im Netz verfügbar. Sie legt detailliert dar, wie skeptisch man als kritisch denkender Mensch die offizielle Theorie zu HIV/AIDS sehen muss.

# Interessant in diesem Zsh. auch der aktuelle Beitrag in dem österreichischen Magazin Profil zum Welt-AIDS-Kongress, der am 18. Juli in Wien startet: „Der Aids-Mythos: Hilft ein gutes Immunsystem gegen Ansteckung?“

# Bauer, Henry H. HIV does not cause AIDS, EdgeScience, April-Juni 2010, S. 6-9

# Bauer, Henry H. The Origin, Persistence and Failings of HIV/AIDS Theory, McFarland, 2007

Bilderberg-Konferenz: Der SPIEGEL verweigert sich der Aufklärung über das „sagenumwobene Geheimtreffen“

Samstag, 03. Juli 2010

„Der Münsteraner Soziologieprofessor Hans Jürgen Krysmanski fordert von den teilnehmenden Politikern mehr Reflexion: ‚Sie sollten sich fragen, warum hat man gerade mich ausgewählt und eingeladen, wer sind eigentlich diejenigen, die solche Meetings organisieren, woher kommen die Themen und Tagesordnungen? Und vor allem: Wem dienen die diskutierten und angebotenen Lösungen?'“
AG Friedensforschung an der Universität Kassel

Die so genannte Bilderberg-Konferenz ist ein seit 1954 jährlich stattfindendes internationales Gipfeltreffen von etwa 150 hochrangigen Entscheidern aus Politik, Wirtschaft, Forschung, Hochadel, Militär und Medien.

Die Konferenz dauert drei bis vier Tage und findet jeweils im Frühling statt. Der Veranstaltungsort liegt entweder in Europa oder Nordamerika und wechselt jedes Jahr. Es ist immer ein Luxushotel, das zu diesem Zweck komplett gemietet und hermetisch abgeriegelt wird. Die Teilnehmer der Konferenz debattieren stets über aktuelle Fragen der Weltpolitik und Weltwirtschaft.

Die Bilderberg-Konferenz 2010 fand vom 3. bis 6. Juni in der Küstenstadt Sitges, nahe Barcelona, in Spanien statt.

El Pais, Guardian oder auch Russia Today berichten ausführlich – der SPIEGEL hingegen gibt sich ganz uninvestigativ
Die Mainstream-Medien berichten üblicherweise nie über diese Konferenzen, weil die Organisatoren von den Teilnehmern Stillschweigen verlangen. Auch viele Verleger und Chefredakteure großer Zeitungen, darunter DIE ZEIT, nehmen regelmäßig teil, berichten jedoch nicht.

Durch den Druck, den Aktivisten und unabhängige Journalisten im Laufe der letzten Jahre aufbauten, sehen sich viele große Medienhäuser jedoch immer mehr gezwungen, über die Konferenz zu berichten.

Das Jahr 2010 kann als erster großer Durchbruch gelten. Die spanische Presse berichtete ausführlich. So brachten die drei größten Zeitungen EL PAIS, ABC und LA VANGUARDIA mehrere Artikel und Interviews, während der größte spanische TV-Sender, RTVE, mit einem Kamerateam vor Ort war. Auch viele kleinere und regionale Zeitungen berichteten. Viele TV-Sender brachten Interviews mit Daniel Estulin, einem Bilderberg-Experten, dessen Buch über die Bilderberger sich nach Angaben des Verlages weltweit bereits über drei Millionen mal verkaufte.

Auch der russische Auslandssender Russia Today war mit Teams vor Ort und brachte die wohl detaillierteste und kritischste Berichterstattung überhaupt.

Der Brite Charlie Skelton schrieb, wie schon im letzten Jahr, eine mehrteilige Kolumne für den Londoner Guardian, für die er direkt vor Ort recherchiert.

Verglichen damit fiel die Berichterstattung der deutschsprachigen Medien erneut eher enttäuschend aus, wobei aber immerhin festgehalten werden muss, dass erheblich mehr berichtet wurde als in allen Jahren zuvor.

Der kurze Artikel von SPIEGEL Online „Geheimtreffen: Sagenumwobene Bilderberg-Gruppe versammelt sich in Spanien“ (siehe auch Screenshot oben), der auf einer dpa-Meldung basiert, ist nicht schlecht, aber auch nicht besonders aussagekräftig. Aufgrund des wachsenden öffentlichen Drucks hat man offenbar eine minimale journalistische Pflicht erfüllt und das Stattfinden der Konferenz dieses Jahr zumindest erwähnt und dazu einige grobe, oberflächliche Informationen geliefert. Es ist ein passabler Anfang, auf den jedoch noch mehr hätte folgen müssen. Warum hat man nur diesen einen Artikel gebracht? Warum hat man keinen Korrespondenten vor Ort berichten lassen?

So schreibt SPIEGEL Online selber im Vorspann:

„Manche sehen in der Bilderberg-Konferenz eine Art ‚Schatten-Weltregierung‘, andere nur einen überholten elitären Debattierclub.“

Ja, was denn nun, liebe Redakteure vom SPIEGEL? Wieso versucht Ihr nicht, hier Licht ins Dunkel zu bringen?

Diese Frage stellt sich um so mehr, weil die Bilderberg-Konferenz in ihrer Bedeutung immer wieder mit dem Weltwirtschaftsgipfel von Davos verglichen wird, um den in den Massenmedien bekanntlich stets ein großer Wirbel gemacht wird. Bilderberg müsste also mindestens die gleiche mediale Aufmerksamkeit zukommen.

Die zentrale Frage ist, wie die Konferenz tatsächlich funktioniert und welche Bedeutung sie für Politik, Wirtschaft und Gesellschaft hat.

Um diese Frage zu beantworten, bedarf es der Arbeit von investigativen Journalisten und Sozialwissenschaftlern. Es muss jedoch zunächst ein Bewusstsein für die Existenz dieser Konferenz in der Bevölkerung geschaffen werden, was nur über eine umfassende Berichterstattung geht.

Einen journalistisch sehr guten Beitrag lieferte der Deutschlandfunk in der Sendung Hintergrund am 2. Juni mit einem Feature, in dem diverse Wissenschaftler, die sich mit Bilderberg kritisch auseindergesetzt haben, zu Wort kommen.

Wird nicht ausführlich berichtet, weil man zu den Machtcliquen dazugehören möchte?
Über die bei Bilderberg anwesenden Journalisten großer Zeitungen, die aber nicht berichten, sagt der Mediensoziologe Uwe Krüger in einem Interview mit dem Deutschlandfunk:

„Es gibt eine Grenze, die wird von dem alten Merksatz bestimmt: Überall dabei sein, ohne dazuzugehören. Bilderberg ist eine Geschichte, da muss man dazugehören, um rein zu kommen. Und da sehe ich die Gefahr, dass die Unabhängigkeit verloren geht, dass man sich verpflichtet, verheddert in Loyalitäten und Abhängigkeiten.“

In einem anderen Interview mit der jungen Welt sagt Krüger:

„Die Öffentlichkeit hat ein Recht darauf zu erfahren, wann und wo sich Macht- und Geldeliten treffen, um über die großen Linien der Weltpolitik und Weltwirtschaft zu beraten. Denn auch wenn dort keine formell bindenden Beschlüsse gefaßt werden, wird dort mit Meinungen experimentiert, Streit ausgetragen, an einem Konsens gearbeitet, der später in der Öffentlichkeit wahrscheinlich den Rahmen der Diskussion abgibt, die wir dann mitkriegen. Von Bilderberg geht „soft power“ aus, und letztlich sind alle Bürger davon betroffen.“ (mehr …)