Archiv für Juni 2010

Wenn die USA einen Satelliten abschießen, ist dies für den SPIEGEL OK – wenn China dies macht, „rüstet es für den himmlischen Krieg“

Mittwoch, 23. Juni 2010

Der Artikel „US-Marine schießt giftigen Spionagesatelliten ab“ (siehe Screenshot) ist mir als Propaganda-Beitrag sauer aufgestoßen. In dem Beitrag geht es darum, dass die US-Marine vom Pazifik aus mit einer Rakete einen defekten und mit hochgiftigem Treibstoff gefüllten Satelliten abgeschossen hat, um einem unkontrollierten Aufprall auf die Erde zu verhindern. Diese auf den ersten Blick relativ harmlose klingende Meldung enthält folgende Merkwürdigkeiten:

1. Es wird mehrmals darauf hingewiesen, dass der Satellit giftiges Hydrazin enthält und deshalb abgeschossen wurde. Das klingt zwar nach einer noblen Aktion. Doch die Wahrscheinlichkeit, dass der Satellit ein bewohntes Gebiet erreicht hätte, ist wohl vernachlässigbar. Und die Giftigkeit des Stoffes Hydrazin ist im Vergleich zu diversen anderen Gefahrstoffen von Industrie und Millitär doch eher gering. Vor allem aber wäre der Satellit wohl in der Atmosphäre verglüht, und so wäre – wie z.B. auf Wikipedia unter Hydrazin nachzulesen – das Hydrazin sowieso verbrannt. Das heißt: Die Notwendigkeit des Abschusses darf angezweifelt werden. Darüber liest man aber nichts in dem Artikel von SPIEGEL Online.

2. Der SPIEGEL-Online-Artikel erwähnt auch kurz, dass die Chinesen vor einigen Monaten einen Satelliten abgeschossen hatten (was dem Westen wohl eine Art technologische Demütigung eingebracht hatte). SPIEGEL Online: „Die USA hatten Anfang 2007 selbst verärgert reagiert, als China einen Satelliten gezielt abschoss.“ Anfang 2007 hatte SPIEGEL Online darüber sogar ausführlicher Berichtet in dem Beitrag „Waffen im All: China rüstet für den himmlischen Krieg“. Allein, wenn man sich die Überschriften anschaut, erkennt man also sofort, dass SPIEGEL Online mit zweierlei Maß misst: Einmal kommt das Nachrichtenportal mit der neutral bis positiv gehaltenen Schlagzeile „US-Marine schießt giftigen Spionagesatelliten ab“, während man 2007 verbal in die Vollen geht und „Waffen im All: China rüstet für den himmlischen Krieg“ schreibt.

Doch dieses Messen mit zweierlei Maß ist auch an den Artikeln selber deutlich zu erkennen. Während bei SPIEGEL Online 2007 in dem Artikel über den Abschuss eines Satelliten durch die Chinesen die Kritik an dieser Aktion klar im Vordergrund steht, wird in dem aktuellen Artikel über den Abschuss eines Satelliten durch die Amerikaner Kritik nur ganz beiläufig erwähnt und der Abschuss im Grunde als OK dargestellt. So heißt es in dem aktuellen Beitrag zur Aktion des US-Militärs beschwichtigend, die Trümmerteile des abgeschossenen Satelliten würden im Laufe der nächsten Monate angeblich in der Atmosphäre verglühen und damit keine Gefahr darstellen. Im 2007-er Artikel hingegen wird gleich mehrfach auf die von Experten genannte jahrelange Gefahr für die Raumfahrt durch Trümmerteile hingewiesen.

Fazit: Es ist offenkundig, dass SPIEGEL Online mit seinem aktuellen Artikel eine Meldung des US-Militärs an sein Millionenpublikum ziemlich kritiklos weitergereicht hat und somit dabei geholfen hat, seinen vielen Lesern mit lässigem Understatement die Botschaft zu vermitteln, wie potent das US-Militär ist und wie notwendig deren Aktionen sind.

Blamabel: Der SPIEGEL präsentiert die illegale Website „Esowatch“ als glaubwürdige Quelle

Sonntag, 20. Juni 2010

(Mit Dank an Georg)

SPON vertraut ganz auf Esowatch
SPIEGEL Online vertraut auf Esowatch

Sicher, es gibt viele Scharlatane auf der Welt. Und der 83-jährige Yogi Prahlad Jani aus Indien, der behauptet, er hätte dank Meditation und göttlichem Segen seit mehr als 70 Jahren nichts mehr gegessen und getrunken, gehört womöglich auch dazu. Doch um dies offenzulegen, muss man nicht auf illegale und letztlich peinliche Quellen zurückgreifen. SPIEGEL Online sieht dies anders. So beruft sich Jens Lubbadeh* in seinem Artikel „70 Jahre ohne Nahrung: Ärzte knöpfen sich angeblichen Wunder-Yogi vor“ allen Ernstes auf die – man muss es so sagen – kriminelle Website Esowatch.com (siehe auch Screenshot).

Die „sektenähnliche kriminelle Vereinigung Esowatch“ agiert wie ein verlängerter Arm der Pharmaindustrie – und verwendet dafür offenbar auch noch einen bekannten Pödophilie-Server
Das Illegale an Esowatch ist, dass es ohne Impressum arbeitet. Dies ist nach deutschem Recht nicht erlaubt. Die Betreiber schießen also in übler Heckenschützenmanier auf alle möglichen Menschen in verleumderischer Manier. Dazu zählen nicht nur offenkundige Spinner, sondern z.B. auch der Dalai Lama oder der SPD-Politiker und Pharmakritiker Wolfgang Wodarg. Wobei viele Passagen über die verleumdeten Personen schlicht falsch sind.

So beruft sich Esowatch, um nur ein Beispiel zu nennen, in seinem Eintrag über mich auf die Deutsche Leberhilfe und behauptet, diese Organisation hätte z.B. nachgewiesen, dass der Mediziner Claus Köhnlein und ich in unserem Buch „Virus-Wahn“ Quellen fehlerhaft zitieren und vorliegende Daten verschweigen würden.

Wahr ist hingegen: Die Kritik der Deutschen Leberhilfe an unserem Werk haben wir längst widerlegt, wie auf meiner Webiste nachzulesen ist (siehe dort den Link „Kommentar zur Kritik der Deutschen Leberhilfe, 4. Juli 2006“). Und eine Replik auf unseren Kommentar haben wir von der Deutschen Leberhilfe bis dato wohlgemerkt nicht erhalten – trotz mehrfacher Bitte um Stellungnahme.

All dies verschweigt Esowatch.

Und damit nicht genug: Esowatch unterschlägt auch, dass die Deutsche Leberhilfe in ein Netz von Interessenkonflikten verstrickt ist. Zum Beispiel wird der Medizinprofessor Michael P. Manns, der im Vorstand der Deutschen Leberhilfe sitzt, von etlichen Pharmaunternehmen finanziert, darunter Roche, Gilead, Essex, Schering-Plough und Bristol-Myers Squibb.

Die Website EselWatch.com hat es sich daher zur Aufgabe gemacht, gegen die „sektenähnliche kriminelle Vereinigung namens Esowatch“ vorzugehen, wie die Betreiber auf ihrer Homepage schreiben. Weiter heißt es dort:

„Ziel dieser Gruppierung [Esowatch] ist die Diffamierung und öffentliche Bloßstellung von Personen, die sich im weiteren Sinne mit ‚Ganzheitlichkeit‘ beschäftigen… Dazu ist ihnen jedes Mittel, das ihnen das Internet zur Verfügung stellt, recht.

Aufgrund der Texte auf Esowatch und der Diskussionsbeiträge der dazugehörenden Foren entsteht unwillkürlich der Eindruck, dass die Esowatch-Macher vor allem große, global operierende Konzerne – insbesondere Pharmakonzerne – vor öffentlicher Kritik in Schutz nehmen wollen. Eine Zusammenarbeit mit diesen Konzernen war jedoch bisher nicht nachweisbar, es könnte jedoch gut sein, dass einzelne, an Universitäten studierende oder arbeitende Esowatch-Mitglieder über sogenannte Drittmittel für ihre kriminelle Tätigkeit im Internet freigestellt werden…“

Wie kürzlich etwa der Kopp-Verlag in seinem Beitrag „Wolf im Schafspelz: ‚Esowatch‘ entlarvt“ berichtet, seien die Esowatch-Betreiber inzwischen praktisch bekannt. In seinem Artikel schreibt auch Autor Niki Vogt, dass die wüste Esowatch-Truppe wohl von der Pharmaindustrie gesponsert sei. Er beruft sich dabei auf die Website esowatch.weebly.com, die der Frage nachgeht: „Wer ist Esowatch und warum benützt Esowatch einen Pädophilie-Server?“

Zum Thema Pädophilie-Server heißt es in einem Forum:

„Wirklich ekelerregend ist, dass die durchaus als militante Impfbefürworter zu bezeichnenden Betreiber von Esowatch.com vorgeben, ‚die Gesundheit von Kindern‘ erhalten zu wollen und sich dabei aber in Wahrheit wissentlich eines türkischen Servers bedienen, auf dem zahlreiche Kinderschänder und Pädophile ihr unsagbar niederträchtiges Unwesen treiben.“

* Zu Jens Lubbadeh siehe z.B. auch den SPIEGELblog-Beitrag SPIEGEL verklärt aberwitziges Krebs-Genom-Projekt zum Hoffnungsträger für die Entwicklung neuartiger Krebsttherapien“. Lubbadeh ist seit kurzem nicht mehr bei SPIEGEL Online. Er ist zum Greenpeace Magazin gewechselt. Nähere Infos finden sich auch auf seiner Homepage www.lubbadeh.de.

Der SPIEGEL hat schon Probleme mit dem Segel-Einmaleins – wie will er uns dann Politik, Wirtschaft und Wissenschaft erklären können?

Samstag, 19. Juni 2010

Uwe Röttgering schreibt auf www.seefieber.de in der Rubrik „Streiflichter“ zu den SPIEGEL-Online-Artikeln „Teenager-Seglerinnen: Daily Soap auf den Weltmeeren“ (siehe auch Screenshot) und „Segeln: Boris Herrmann will nonstop um die Welt“:

„Journalisten so genannter Qualitätsmedien erklären uns jeden Tag die Welt. Ab und zu schreiben sie auch über den Segelsport. Da kann man [in dem Beitrag „Daily Soap auf den Weltmeeren“] solche Sätze bei SPIEGEL Online lesen:

‚Für Nicht-Segler: Mit Knockdown bezeichnet man es, wenn ein Segelboot durch Wellengang und/oder Wind so sehr in die Waagerechte gedrückt wird, dass der Mast die Wasseroberfläche berührt. Ein paar Grad mehr, und ein Boot verbleibt in dieser Lage.‘

Dies ist falsch. Jede als hochseetüchtig klassifizierte Yacht, und nur von denen war im Artikel die Rede, wird sich auch nach einer Kenterung um z.B. 100 Grad wieder aufrichten. Mein Boot sogar noch aus über 150 Grad.

In einem anderen Artikel [„Boris Herrmann will nonstop um die Welt“] kann man bei SPIEGEL Online über das Barcelona World Race dies hier erfahren:

‚Die Route führt die Teilnehmer von Barcelona über den Atlantik Richtung Westen, um das berüchtigte Kap Hoorn in Südamerika und weiter durch den Pazifik. Die Durchfahrt zwischen der Nord- und Südinsel Neuseelands (‚Cook-Straße‘) ist eine Pflichtpassage, anschließend wartet noch die Umrundung des Kaps der Guten Hoffnung an der Südspitze Afrikas, ehe es durch den Atlantik und das Mittelmeer zurück nach Barcelona geht.‘

Dumm nur, dass die Route genau andersrum, also von West nach Ost verläuft. Siehe hier.“

Oder siehe auch Seite 14 in dem PDF-Dokument zum Barcelona World Race 2010/2011, in dem es heißt: „Course: Round the world from west to east“. Oder siehe auch hier.

Bildblog.de schreibt dazu:

„Nun geht von diesen Fehlern nicht die Welt unter. Schwamm drüber, es geht ja nur ums Segeln. Was mir aber zu denken gibt, ist, dass uns diese Leute auch die Wirtschaftskrise und die große Politik erklären wollen. Es ist zu befürchten, dass sie davon genau so wenig Ahnung wie vom Segelsport haben.“