Archiv für Oktober 2011

EU-Krisengipfel: Wie der SPIEGEL Kanzlerin Merkel als „Sprengmeisterin“, die Europa aus der Schuldenkrise führt, bejubelt – und damit seinen Lesern nur Mumpitz erzählt

Donnerstag, 27. Oktober 2011
SPON-Hauptaufmacher vom 27. Okt. 2011, 12 h; Foto: dpa
SPON-Hauptaufmacher vom 27. Okt. 2011, 12 h; Foto: dpa

SPIEGEL Online findet in seinem aktuellen Hauptaufmacher (12 h; siehe auch Screenshot) für die Kanzlerin mal wieder überaus lobende Worte (SPIEGELblog berichtete über diese Art der Hofberichterstattung mehrfach). Angela Merkel sei eine „Sprengmeisterin“, die sich beim EU-Krisengipfel in etlichen Punkten durchgesetzt“ habe. Durch Merkel sei „Europa mit etwas Glück nun auf dem richtigen Weg, um die Schuldenkrise zu überwinden“.

Diese Worte von SPON-Kommentator Roland Nelles, der zu Beginn seiner journalistischen Laufbahn viele Jahre beim Springer-Verlag verbracht hat, klingen nach PR aus der CDU-Zentrale – und genau so viel bzw. wenig kann man auf diese Jubelworte auch geben. Denn mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit ist das, was in Brüssel nun beschlossen wurde, keine nachhaltige Lösung, die dem Steuerzahler in irgendeiner Weise helfen bzw. die Schulden der Länder entscheidend verringern wird.

Handelsblatt: „Ökonomen zum Euro-Rettungspaket: ‚Die Staatsschuldenkrise wird wieder hochkochen’“
So bringt das Handelsblatt auf seiner Website aktuell (12.30 h) den Hauptaufmacher „Ökonomen zum Euro-Rettungspaket: ‚Die Staatsschuldenkrise wird wieder hochkochen'“ (die Schlagzeile wurde kurzerhand in „Ökonomen zum Euro-Rettungspaket: Mogelpackung statt großer Wurf“ umgeändert). Darin heißt es: „Fragliche Beschlüsse, weiterhin hohe Risiken: Ökonomen können dem Maßnahmenpaket der Euro-Länder zur Lösung der Schuldenkrise nicht viel Positives abgewinnen. Der Rückenwind wird bald verflogen sein.“

Und in dem aktuellen Kommentar zum Thema auf handelsblatt.de „Das 1.000.000.000.000-Euro-Risiko“ heißt es: „Und sie bewegen sich doch. Das ist die gute Nachricht des Euro-Gipfels. Die schlechte ist: Das Risiko für hohe Verluste ist erheblich gestiegen. Für die Banken dagegen ist der Brüsseler Kompromiss ein gutes Geschäft.“

Vor diesem Hintergrund ist auch der darauf folgende Hauptaufmacher bei SPIEGEL Online „Euro-Gipfel: Die Banken müssen jetzt bluten“ – Kokolores und letztlich wohl v.a. dem Drang bei dem Nachrichtenportal, seine Leser mit möglichst großem Spektakel abzuholen, geschuldet (über SPONs Hang zum Spektakel berichtete SPIEGELblog bereits).

Gespräch mit Helmut Schmidt und Peer Steinbrück: Der SPIEGEL verkommt zur PR-Zentrale – und leidet unter Amnesie

Mittwoch, 26. Oktober 2011

„Hier – der aktuelle SPIEGEL: ‚Er kann es‘. Was genau, weiß ich nicht – ich konnt’s nicht lesen, mir war schon schlecht vom Titelbild. Abgesehen davon, lieber SPIEGEL, da ist doch noch Luft nach oben in Sachen hündischer Ergebenheitsjournalismus, oder? Beim nächsten mal macht ihr das Ganze bitte mit [Playboy-mäßigem] Ausklappfoto [von Peer Steinbrück in Lederkluft], denn ein bisschen Sex hat auch im SPIEGEL mal Platz, finde ich.“
Oliver Welke, heute show, 28. Okt. 2011 (Min. 29:27 – 29:47)

SPIEGEL-Titel 43/2011; Quelle: SPIEGEL Online
SPIEGEL-Titel 43/2011; Quelle: SPIEGEL Online

Europa ringt mit der Schuldenkrise, die genau genommen eine Bankenkrise ist – und der SPIEGEL hat nix besseres zu tun, als Helmut Schmidt und Peer Steinbrück auf seinen Titel zu heben mit einer Botschaft von „Schmidt Schnauze“, die so klingt, als käme sie direkt aus der PR-Zentrale des Steinbrückbüros: Steinbrück kann Kanzlerkandidat (siehe auch Screenshot).

Der SPIEGEL blendet in seinem Titel aus, dass Steinbrück mitverantwortlich zeichnet für die derzeitige Megakrise
Ein solcher Titel ist aber völlig deplatziert, denn gerade Steinbrück war ja v.a. in seiner Zeit als Bundesfinanzminister von 2005 bis 2009 entscheidend mitbeteiligt an den Fehlentscheidungen der Politik – mit der Folge, dass die Banken das Geld hinterhergeworfen bekamen und somit europäische Staaten erst so richtig in die Schuldenkrise schlitterten. FTD-Kolumnist Thomas Fricke hat in seinem aktuellen Beitrag „Schluss mit der Bankermagie“ treffend aufgezeigt, dass „der atemberaubende Schuldenanstieg [europäischer Staaten] seit 2007 eher die Folge eines Bankendesasters“ ist. Sprich, erst haben sich die Banken verzockt, dann bekamen sie das Geld von der Politik in den Rachen geschmissen – und dann schnellten die Staatsschulden ins Unermessliche.

Blog Tief im Süden: „Steinbrück war in all seinen politischen Ämtern wenig erfolgreich – immer nur den kühlen Klaren mimen reicht einfach nicht“
Wie wenig Steinbrück zum Kanzlerkandidaten taugt, beschreibt auch der Blog Tief im Süden treffend:

„Steinbrück kann Kanzler – ist das wirklich so? Ich weiß nur, dass Steinbrück in all seinen politischen Ämtern wenig erfolgreich war, dass er ‚im Trend‘ Fehlentscheidungen getroffen hat, die jemand, der weiß wovon er redet, halt so nicht hätte treffen dürfen. Immer nur den kühlen Klaren mimen reicht einfach nicht. Erst befürwortet er die weitere Aushebelung aller Regulierungsmechanismen für die Spekulationsindustrie, um dann panisch Milliarden an Steuergeldern zur Rettung genau dieser Bagage in die gierigen Rachen zu schieben. Er wurschtelt in der Großen Koalition kritiklos mit und lässt sich als Krisenmanager feiern für Entscheidungen, die einzig eine zeitliche Verschiebung der Probleme bedeuten und nun potenziert ganze Volkswirtschaften kollabieren lassen.

Ganz nebenbei ist es Steinbrück in schöner Zusammenarbeit mit Müntefehring und Steinmeier gelungen, die SPD zu marginalisieren und auf Jahre unwählbar zu machen. Nun, vielleicht sind diese Jahre ja bereits vorbei und auf Amnesie des Kurzzeitgedächtnisses der Wähler können sich Parteien wohl ziemlich sicher verlassen. Ich will mich über Helmut Schmidt nun wirklich nicht despektierlich äußern, aber er ist ja nun schon über 90 Jahre alt und das Kurzzeitgedächtnis ist halt meistens als erstes betroffen…“

Und wovon Über-90-Jährige mitunter betroffen sind, darunter scheinen auch die Gestalter des aktuellen SPIEGEL-Covers zu leiden: unter Amnesie.

VWL-Professor Klaus-Peter Kisker: „Zu Helmut Schmidt als ‚großem Ökonomen‘ etwas zu sagen, fällt mir schwer. Ich weiß nicht, wie er zu diesem Ruf gekommen ist.
Im Übrigen stellt sich die Frage, ob Helmut Schmidt überhaupt berufen ist, in diesen ökonomisch so angespannten Zeiten als Gradmesser für fundierte Ansichten zu stehen. Wie etwa auf der Seite www.fzs.de zu lesen ist, hat Klaus-Peter Kisker (Nationalökonom aus Berlin und für Jahrzehnte Mitglied der Partei von Helmut Schmidt) dazu folgendes geantwortet hat:

„Zu Helmut Schmidt als ‚großem Ökonomen‘ etwas zu sagen, fällt mir schwer. Ich weiß nicht, wie er zu diesem Ruf gekommen ist. Weder in seiner politisch aktiven Zeit noch anschließend in der ZEIT hat er irgendwelche relevanten theoretisch fundierten Aussagen zu wirtschaftspolitischen Themen gemacht. Ich weiß, dass er in Hamburg u.a. bei Karl Schiller Volkswirtschaftslehre studiert hat. Wie Schiller hat er lange einen Bastard-Keynsianismus vertreten, das heißt, Keynes als Steinbruch genutzt, die ihm passenden Stücke herausgebrochen, die schweren Brocken aber links liegen gelassen. In der alten Bundesrepublik hat er kurz vor seiner Abwahl mit dem Haushaltskonsolidierungsgesetz die neoliberale Wende eingeleitet, die dann durch Kohl nur weiter geführt wurde. Heute offenbart er sich als Neoliberaler.

In der ARD bei Beckmann (13.12.04) behauptete er, dass die Deutschen die meisten Feiertage hätten und die wenigsten Arbeitsstunden in der ganzen Welt leisteten. Sein Fazit, das muss sich ändern. In der ZEIT vom 22.05.03 greift er scharf die deutschen Gewerkschaftsführer und Lafontaine an, die sich von Marxisten zu Pseudokeynsianern gewandelt hätten und die verhindern, dass in Deutschland die notwendigen Anpassungen vorgenommen werden können. Mehr kann ich zu diesem theoretischen Vakuum auf die Schnelle nicht sagen.“

Interessante Links zum Thema:

# „Wenn 147 Konzerne die ganze Wirtschaft kontrollieren“, tagesanzeiger.ch, 23. Okt. 2011

# Stefania Vital et al.: The network of global corporate control, ETH Zürich, 19. Sept. 2011

# sueddeutsche.de: Schmidt und Steinbrück – zu doof, das Schachbrett für das Foto für ihr Buch-Cover richtig hinzurücken

Mobilfunkstrahlung: Wie SPIEGEL Online erneut haltlos behauptet, „Vieltelefonierern droht kein höheres Krebsrisiko“

Sonntag, 23. Oktober 2011

Über die dänische Handystudie, auf die sich SPIEGEL Online kritiklos beruft, sagen „researchers from the U.K., U.S., Australia, and elswhere around the world … [it] was ’seriously flawed'“.
Don Reisinger, CNET News 21. Okt. 2011

SPON-Artikel vom 21.10.2011; Foto: Reuters

SPON-Artikel vom 21.10.2011; Foto: Reuters

Sicher, den ultimativen Beweis dafür, dass Mobilfunkstrahlung krebserregend ist, gibt es freilich noch nicht. Doch wie ich z.B. in meinem Artikel „Handystrahlung: „möglicherweise krebserregend“ für die Zeitschrift Dr. med. Mabuse fundiert aufzeige, besteht mindestens reichlich Grund zur (Vor)Sorge. Nicht nur die Ärztekammer Wien forderte erst kürzlich: Die Politik muss bei der allgegenwärtigen Mobilfunkstrahlung jetzt handeln, damit sich die Geschichte von Schadstoffen wie Asbest nicht wiederholt.

Ganz anders der SPIEGEL: Kritiklos und einseitig, ja regelrecht industriefreundlich – und damit in journalistisch unsauberer Manier – redet er die möglichen Gefahren der Handystrahlung regelmäßig einfach weg (SPIEGELblog berichtete bereits mehrfach darüber). So auch in dem aktuellen Beitrag auf SPIEGEL Online „Dänische Langzeitstudie: Vieltelefonierern droht kein höheres Krebsrisiko“ (siehe auch Screenshot). Allein die Überschrift ist faktisch schlichtweg nicht haltbar, denn dass „Vieltelefonierern kein höheres Krebsrisko droht“, wie da süffisant behauptet wird, ist wissenschaftlich einfach nicht haltbar.

Mobilfunkforscherin Devra Davis: „This deeply flawed [Danish] study was designed to fail to find an increased risk of brain tumors tied with cellphone use“
Erschwerend kommt hinzu, dass SPIEGEL Online die Kritik an der Studie wieder einmal vollkommen ausblendet. So schreibt Don Reisinger auf CNET News in seinem Beitrag „Do cell phones cause brain tumors? Debate rages“: „After the study was published, researchers from the U.K., U.S., Australia, and elsewhere around the world said that the Denmark study was ’seriously flawed‘ and should not be considered a definitive source for information on the risk of contracting a brain tumor after prolonged mobile phone use.“

Reisinger zitiert dazu auch die renommierte Mobilfunk- und Krebsforscherin Devra Davis mit den Worten: „From the way it was set up originally, this deeply flawed [Danish] study was designed to fail to find an increased risk of brain tumors tied with cellphone use. In order for any study of a relatively rare disease like brain tumors to find a change in risk, millions must be followed for decades.“

Dr. med. Joachim Mutter: „Mehr als 300.000 ‚heavy users‘ wurden in der dänischen Studie einfach der Gruppe der Nicht-Handynutzer zugeordnet“
Wie Davis sieht etwa auch der angesehene Umweltmediziner Dr. med. Joachim Mutter weitere fundamentale Schwachstellen der Studie, die im British Medical Journal abgedruckt wurde: „Für die Studie wurden alle Personen registriert, die zwischen 1982 und 1995 einen Handyvertrag abschlossen. Der Handyboom begann aber erst ab ca.1996. Alle Dänen, die erst nach 1996 begonnen haben, mobil zu telefonieren, wurden der Gruppe der Nichtnutzer zugeschrieben! Dies ist geradezu absurd und eine mutwillige Verwässerung der Statistik.“

Hinzu komme, so Mutter, dass wegen fehlender Personendaten etwa 200.000 Fimenvertragsnutzer der Gruppe der Nichtnutzer von Handys zurechnet wurden. „Auch das ist eine unsaubere Vorgehensweise. Denn die Firmenverträgsnutzer sind Personen, die normalerweise besonders häufig das Handy benutzen! Somit wurde in der dänischen Arbeit dadurch, dass diese ‚heavy users‘ den Nicht-Handynutzern zugeordnet wurden, das Tumorrisiko der Nicht-Handynutzer erhöht, und die statistische Signifikanz gegenüber den ‚Nutzern‘ verwässert.“

Besonders pikant sei nicht zuletzt auch, so Mutter weiter, „dass im Editorial derselben Ausgabe des British Medical Journal ein gewisser Prof. Ahlbom, der wohlgemerkt von der WHO-Krebsarbeitsgruppe IACR, die Mobilfunkstrahlung gerade erst als ‚möglicherweise krebserregend‘ eingestuft hat, wegen besonders großen Interessenskonflikten zur Mobilfunkindustrie ausgeschlossen wurde, schreiben durfte: ‚Die allermeisten Handystudien zeigen keine Krebsgefahr'“.

Weiterer interessanter Link zum Thema:

# Diagnose Funk: „Alle Jahre wieder: Die Presse lässt sich im Vorweihnachtsgeschäft für Entwarnungsmeldungen instrumentalisieren“

Interview mit Lars von Trier: Wie sich der SPIEGEL in der Political Correctness verheddert und so auf BUNTE-Niveau stehen bleibt

Freitag, 07. Oktober 2011
Gespräch mit Lars von Trier, SPIEGEL 26/2011, S. 128 - 132; Foto: Mads Nissen/Panos Pictures/LAIF/DER SPIEGEL

Gespräch mit Lars von Trier, SPIEGEL 26/2011, S. 128 - 132; Foto: Mads Nissen/Panos Pictures/LAIF/DER SPIEGEL

In der Print-Ausgabe des SPIEGEL vom 26. September ist ein Interview mit dem dänischen Regisseur Lars von Trier erschienen; Headline: „Und danach ein paar böse Gedanken“ (siehe Ausriss). Anlass war von Triers neuer Film „Melancholia“ sowie seine Äußerungen auf den Filmfestspielen von Cannes.

Dort sagte von Trier auf einer Pressekonferenz auf eine Frage eines Reporters nach seinem Interesse an der Ästhetik der Nazis: „Ich wollte wirklich ein Jude sein, doch dann fand ich heraus, dass ich ein Nazi bin, denn meine Familie war deutsch…“ Und über Adolf Hitler sagte er: „Natürlich, er hat falsche Dinge getan, aber ich kann ihn auch sehen, wie er da am Ende in seinem Bunker hockt. Ich glaube, ich verstehe den Mann. Er ist nicht unbedingt das, was man einen guten Kerl nennt. Aber ich verstehe vieles an ihm und kann mich sogar ein bisschen in ihn einfühlen.“

Blog Die Meinungsfreiheit: „SPIEGEL-Redakteure Oehmke und Wolf profilieren sich als Gutmenschen der übelsten Sorte und denunzieren von Trier fälschlicherweise als Nazi“
Von Triers Äußerungen in Cannes wurden als Skandal empfunden und führten zum Rauswurf des Regisseurs aus dem Festival. Doch warum wurde er derart geächtet? „Weil das Thema tabuisiert werden soll“, schreibt der Blog Die Meinungsfreiheit. „Deshalb werden von Triers Äußerungen auch immer wieder aus dem Zusammenhang gerissen und es wird geschrieben, dass er ’sich zu dem Bekenntnis hinreißen ließ, er sei ein Nazi‘. So auch wieder im SPIEGEL vom 26.9.2011, wo Philipp Oehmke und Martin Wolf sich nicht entblöden, diese Verfälschung aufzuwärmen, um sich in einem Interview mit von Trier als Gutmenschen der übelsten Sorte zu profilieren und den Filmemacher als Nazi und/oder krank zu denunzieren.

SPIEGEL: ‚Es gibt Dinge, die man nicht sagen soll und nicht sagen darf … Hitler war sicherlich kein Idealist, sondern ein Massenmörder … Bitte hören sie auf. Man kann das nicht aushalten.‘

Dabei bietet von Trier mehrfach den SPIEGEL-Reportern an, ihm zu folgen und die ‚… Skrupellosigkeit Hitlers …‘ zu verstehen, ihn als menschliches Wesen zu begreifen, um festzustellen, ‚dass in jedem von uns ein kleiner Nazi steckt.‘

Statt sich auf den unbequemen Pfad des Künstlers einzulassen und die psychischen Anteile eines Hitlers in sich selbst aufzudecken und damit vielleicht unschädlich zu machen, begnügen sich die SPIEGEL-Männer mit dem fortgesetzten Versuch der Tabuisierung dieses unbequemen Themas…

Oehmke und Wolf scheuen den Blick in die menschlichen Abgründe – SPIEGEL-Legende Gerhard Mauz würde sich im Grabe umdrehen
Die Herren Oehmke und Wolf… haben sich schlicht und einfach der jetzt üblichen SPIEGEL-Bigotterie angepasst, die locker vorsieht, sich immer wieder mit den Nazis, Hitler und seinen Kriegen etc. zu befassen, weil es wohl Auflage macht, und sich anderseits stramm deutsch in der Political Correctness von niemandem übertrumpfen zu lassen, wenn es darum geht, die menschlichen Abgründe unausgelotet zu lassen. Da wird sich Gerhard Mauz, der bis in die späten 80er-Jahre hinein Gerichtsreporter des SPIEGEL war, aber im Grabe umdrehen, denn ihm ging es noch wesentlich darum, die inneren Beweggründe und psychischen Lagen und Verstrickungen von Tätern zu ergründen, damit wir uns den menschlichen Untiefen, also auch den eigenen nähern können…

Vorbei sind offensichtlich… die Zeiten, als der SPIEGEL uns assistierte, mit Pier Paolo Pasolini in den Schlund der Hölle zu schauen und Sexualität, Gewalt, Sadismus, Masochismus, Narzissmus und Größenwahn als Kategorien menschlichen Seins zu identifizieren.

Stattdessen willkommen im SPIEGEL, dem Unterhaltungsmagazin für die gebildeten Stände, wo man mit Rubbellosen Goldbarren oder Jahresabonnements für Embedded Journalism gewinnen kann, um auch noch den letzten BUNTE-Leser durch die Spiegel-Sauce zu ziehen.“

Lesen Sie hier den kompletten Blog-Beitrag von Die Meinungsfreiheit.

Tod von Steve Jobs: SPIEGEL preist Apple-Gründer als „Weltverbesserer“ – lässt aber die Toten in Apples China-Fabriken unerwähnt

Donnerstag, 06. Oktober 2011
Frontal21-Beitrag "Ausgebeutet für das iPhone", ZDF 4. Okt. 2011
Frontal21-Beitrag „Ausgebeutet für das iPhone“, ZDF am 4. Okt. 2011

Der Tod eines Menschen ist grundsätzlich tragisch, vor allem für die Angehörigen. Auch das Ableben von Apple-Gründer Steve Jobs mag für viele Menschen ein trauriges Ereignis sein. Und es ist durchaus legitim als Medium darüber zu berichten, immerhin hat Jobs mit seinem Unternehmen aus rein wirtschaftlicher Sicht Großes geschaffen.

Doch wie kann SPIEGEL Online in der Headline seines aktuellen Hauptaufmachers (10.30 h) Steve Jobs so einfach als „Weltverbesserer“ in die Höhe heben*, wo doch z.B. in den Apples Zulieferfabriken in China die Mitarbeiter zum Teil unter unmenschlichen Bedingungen schuften müssen? Wie etwa Frontal 21 am Dienstag berichtet (siehe auch Screenshot), schuften sich Arbeiter dabei sogar zu Tode.

Wieso lässt SPIEGEL Online diese Toten unerwähnt? Und kann man ernsthaft behaupten, dass ein Mensch ein „Weltverbesserer“ ist, wenn er seinen Erfolg auf der brutalen Ausbeutung anderer Menschen aufbaut?

* Nachdem wir unseren Blog-Beitrag verfasst hatten, hat SPIEGEL Online das Wort „Weltverbesserer“ gelöscht – übrig geblieben sind nur noch die Forums-Beiträge zu der Headline bzw. dem Artikel. In seinem neuen Aufmacher (12 h) lobpreist SPON „Steve Jobs‘ Wertesystem“ und huldigt den Apple-Gründer als „größten praktischen Philosophen des 21. Jahrhunderts“, womit das Nachrichtenportal allerdings in denselben religiös-verehrerischen Ton verfällt, der für die geschundenen Arbeiter in China ebenso wie der blanke Hohn klingt…