Archiv für Mai 2014

DFB-Pokal Finale: Während SPIEGEL Online noch ausschließlich „Peps Pokal“ bejubelt, moniert BILD bereits den „Tor-Zoff im Pokalfinale“ und spricht Focus.de längst von „Tor-Klau“ und einem „Rückschlag für die Fairness im Fußball“

Sonntag, 18. Mai 2014

Kritische Berichterstattung beim SPIEGEL? Die sucht man, wie in diesem Blog hinreichend dokumentiert, leider allzu oft vergeblich. Das zählt offenbar selbst für das Thema Fußball.

Während sich SPIEGEL Online selbst um 10 h früh am Morgen nach dem Pokal-Finale nur für "Peps Triumph über Dortmund" interssiert...; Foto: Reuters

Während sich SPIEGEL Online selbst um 10 h früh am Morgen nach dem Pokal-Finale nur für „Peps Triumph über Dortmund“ interessiert…; Foto: Getty Images

Wer etwa nach dem skandalösen DFB-Pokalfinale am gestrigen Samstag Abend zwischen dem BVB und dem FC Bayern München kritische Berichterstattung sucht, wird bei SPIEGEL Online nicht wirklich fündig. So bestimmt selbst noch um 10 h früh am heutigen Sonntag Morgen der Jubel über den Sieg des FC Bayern die Schlagzeilen auf SPIEGEL Online. Hauptaufmacher zu diesem Themenkomplex ist zu diesem Zeitpunkt der Beitrag „Bayern-Triumph über Dortmund: Peps Pokal“. Und auch sonst ist nirgendwo auf der Startseite von dem Skandal, der sich gestern Abend beim Pokal-Finale zutrug, ein Sterbenswörtchen zu finden.

BILD und Focus.de machen den Skandal zu ihren Hauptaufmachern und schildern ihn in seinen Einzelheiten
Ganz anders etwa BILD, das zu diesem Zeitpunkt (10 h) mit der Schlagzeile „Tor-Zoff im Pokal-Finale“ aufmacht. Und auch bei Focus.de wird im Hauptaufmacher der gesamten Startseite der Skandal explizit zum Thema gemacht, und es ist darin von „Tor-Klau“ und einem „Rückschlag für die Fairness im Fußball“ die Rede.

... berichtet z.B. Focus.de längst vom "Tor-Klau"; Foto: Reuters

… berichtet z.B. Focus.de längst vom „Tor-Klau“; Foto: Reuters

„Was war passiert?“, fragt Focus.de und schildert den Skandal in seinen Einzelheiten. „Nach einer Freistoßflanke von Marco Reus gewinnt Robert Lewandowski im Bayern-Strafraum das Kopfballduell gegen Dante, Torwart Manuel Neuer fliegt am Ball vorbei. Am langen Pfosten steht Mats Hummels, der den Ball per Kopf aufs Bayern-Tor drückt. Dante sprintet heran und schlägt den Ball aus dem Tor. Die BVB-Spieler jubeln bereits, doch Schiedsrichter Florian Meyer gibt das Tor nicht. Die TV-Bilder zeigen: Der Ball war hinter der Linie… Jürgen Klopp reagierte nach dem Spiel sichtlich angefressen: ‚Der war so weit drin, das kann man sehen, da braucht man keine Torlinientechnik. Alle meine Ersatzspieler, die sich hinter dem Tor warmgemacht haben, haben es gesehen. Das Tor hätte uns in dieser Phase sehr gut getan.'“

Focus.de mit Beckenbauer einig: Toni Kroos hätte eigentlich Rot sehen müssen
Auch zitiert Focus.de etwa Pep Guardiola mit den Worten „Das Tor für Dortmund hätte alles geändert“. Zudem zieht die Focus.de-Redaktion das Fazit: „Kroos hätte Gelb-Rot sehen müssen“, was das Schiedsrichtergespann aber ebenfalls nicht auf die Reihe bekommen hat. Focus.de: „Dass BVB-Coach Jürgen Klopp und Nationalverteidiger Mats Hummels nach dem Spiel bei Schiedsrichter Florian Meyer vorstellig wurden, hatte aber auch andere Gründe. Der erfahrene Unparteiische ließ die Bayern gewähren und verzichtete auf Gelbe Karten, als sie die schnellen BVB-Konter mit taktischen Fouls unterbanden. Immer wieder rissen die Bayern-Defensivspieler am Trikot von Marco Reus. ‚Da gehen wir sonst drei gegen eins. Das kann nicht sein, dass das keine Gelbe Karte gibt.‘

Und dann gab es da ja auch noch Toni Kroos. Der Mittelfeldspieler des FC Bayern bewarb sich mit zwei Fouls intensiv um eine Gelb-Rote Karte, Schiri Meyer beließ es bei einer Ermahnung. Dass Kroos 120 Minuten spielen durfte, verwunderte sogar Franz Beckenbauer: ‚Da hätte er sich nicht beschweren dürfen, wenn er einen Platzverweis bekommen hätte‘, sagte der Bayern-Ehrenpräsident.“

Fazit von Focus.de: „Die Bayern feiern das Double, das DFB-Pokal-Finale war jedoch für viele Fans ein Rückschlag für die Fairness im Fußball.“