Archiv für April 2011

SPIEGEL-Online-Bericht „Wie al-Qaida Heathrow in die Luft sprengen wollte“ ist schlichter Unsinn

Dienstag, 26. April 2011

Wenn es um die Anschläge vom 11. September, kurz 9/11, geht bzw. generell um das Thema al-Qaida, so hat es der SPIEGEL mit den Fakten noch nie so genau genommen (SPIEGELblog berichtete mehrfach). Stets wurde nur das widergegeben, was die offiziellen Stellen der Welt als Wahrheit verkaufen wollen – doch genau dies ist oft genug nur üble Propaganda, die auf rechtsstaatlich nicht haltbaren Aussagen fußt.

Und so ist leider auch der Artikel „Wie al-Qaida Heathrow in die Luft sprengen wollte“, der aktuell einer der großen Aufmacher bei SPIEGEL Online ist (siehe auch Screenshot), faktisch nicht haltbar. Schon der Beginn des Vorspanns ist faktisch schlichtweg nicht abgesichert. Da heißt es allen Ernstes:

„Sie waren die Masterminds des 11. September 2001 – und danach schmiedeten Ramzi Binalshibh und Chalid Scheich Mohammed erfolgsbeschwingt und energisch neue Anschlagspläne.“

Auf wie wackeligen Füßen diese Aussage steht, schreibt SPIEGEL Online selber. So heißt es gleich links neben dem Artikel in einem Infokasten über Chalid Scheich Mohammed: „Der Mann, einst ‚Nummer drei‘ im Terrornetzwerk al-Qaida, GILT als Drahtzieher der Anschläge. ‚Ich war verantwortlich für die Planung der Operationen von A bis Z‘, SOLL ER 2007 nach Angaben des Pentagons gestanden haben“ [Hervorhebungen von SPIEGELblog).

SPIEGEL Online argumentiert weder juristisch noch journalistisch sauber
Sprich, Chalid Scheich Mohammed GILT eben nur als Drahzieher bzw. „Mastermind des 11. September 2001“, und ER SOLL eben nur seine Täterschaft gestanden haben – ein Beweis für seine Täterschaft liegt also definitiv nicht vor. Und was, bitte schön, heißt es schon, wenn uns das Pentagon etwas als Wahrheit verkaufen will? Gerade als Journalist sollte man hier ganz kritisch hinhören.

Zumal Chalid Scheich Mohammed vor dem Militärtribunal in Guantánamo so ziemlich alles gestanden hat, was die Bush-Regierung Al-Quaida seit langem vorwirft. Doch kein rechtsstaatliches Gericht der Welt würde ein solches Geständnis anerkennen. So geht nicht nur Hans-Christian Ströbele von den Grünen davon aus, dass die Aussagen von Scheich Mohammed unter Folter zustande gekommen sind. “Er hätte wohl auch gestanden, der Satan persönlich zu sein”, sagte Ströbele der Süddeutschen Zeitung (SPIEGELblog berichtete).

Chalid Scheich Mohammed als “9/11-Drahtzieher” oder „Mastermind“ zu bezeichnen, wie es SPIEGEL Online erneut tut, ist also weder juristisch noch journalistisch sauber.

Ein erneuter Beweis dafür, dass der SPIEGEL nach wie vor weit davon entfernt ist, „links“ im Sinne von kritisch gegenüber den korrumpierten Machtcliquen zu sein.

SPIEGEL Online belässt Hitler-freundlichen Forumsbeitrag zum Artikel „Griechenland vs. Focus: Stinkefinger vor Gericht“ online

Mittwoch, 20. April 2011

(Mit Dank an Philip Z.)

Heute bringt der Kulturteil von SPIEGEL Online den Beitrag „Griechenland vs. Focus: Stinkefinger vor Gericht“ (siehe auch Screenshot). Darin geht es darum, dass SPIEGEL-Konkurrent Focus eine kritische Titelgeschichte über Griechenlands Staatsschulden mit der Liebesgöttin Aphrodite, die einen Stinkefinger zeigt, bebilderte – und dabei den Begriff „Betrüger“ benutzt. Ex-Chefredakteur Markwort und neun Kollegen sollen sich nun vor Gericht verantworten.

Dies veranlasste SPON-Forumsteilnehmer manta zu folgendem „knackigen“ Kommentar:

„Der Focus Artikel ist zwar nicht nett geschrieben, spiegelt aber genau die Wahrheit wieder, ob es den Griechen nun schmeckt oder nicht. Würden wir heute noch von dem typen regiert der heute seinen 122. Geburtstag hat, hätten sie sich das nicht getraut…:-P“

Mal abgesehen davon, dass es „widerspiegeln“ heißen müsste: Offene Sympathie mit Adolf Hitler ist sogar strafrechtlich relevant. Davon abgesehen ist es erstaunlich, dass die SPON-Forumszensur, die sonst ja recht flott Beiträge aussortiert, hier offensichtlich vollkommen versagt hat. Wenn dann sollte SPON schon konsequent sein und alle Arten von Kommentaren unzensiert online belassen.

Eine Intention will man selbstverständlich nicht unterstellen, aber fragwürdig bleibt es dennoch, derartigem Gedankengut ein Forum zu bieten.

Der SPIEGEL kann sich nicht entscheiden: Zuerst ist „das Mittelmaß“ langweilig – und dann ist es plötzlich hip

Mittwoch, 13. April 2011

(Mit Dank an Tim H.)

Am 13. April bringt SPIEGEL Online gleich hintereinander zwei Beiträge, die sich vollkommen widersprechen (siehe Screenshot). Zuerst heißt es in dem Beitrag „1899 Hoffenheim: Ein Kunstclub zerbricht“, der Verein sei „mittlerweile nur noch langweiliges Mittelmaß“. Doch dann bringt das Nachrichtenportal den Beitrag „Wider den Exzellenz-Kult: Es lebe das Mittelmaß“. Im zweiten Text erklärt uns dann Buchautor Markus Reiter, warum im Mittelmaß die wahren Leistungsträger von Unternehmen und Gesellschaft zu finden sind.

„Balancieren am Abgrund“: Der SPIEGEL druckt Joschka Fischers Memoiren ab – und hilft damit, die Legende von der deutschen Nichtbeteiligung am Irak-Krieg zu transportieren

Dienstag, 12. April 2011

Noch bis vor kurzem durfte etwa Ex-Kanzler Gerhard Schröder im SPIEGEL unwidersprochen die Reallität verklären (SPIEGELblog berichtete). Doch der ist dem Nachrichtenmagazin offenbar nicht mehr „in“ genug. Aber das macht ja nichts, denn dafür dürfen jetzt andere im SPIEGEL unwidersprochen ihre Lügenmärchen loswerden, namentlich Joschka Fischer. Der hat nämlich seine Memoiren der Welt präsentiert – und der SPIEGEL druckte bereitwillig Auszüge daraus ab, und zwar unter dem Titel „Memoiren. Balancieren am Abgrund. Joschka Fischer über Deutschlands schwieriges Nein zum Irak-Krieg“.

Das Problem daran: Die Memoiren des Ex-Außenministers enthalten Unwahrheiten, die nach Entlarvung verlangen. Jürgen Rose, Oberstleutnant der Bundeswehr a. D. und Vorstandsmitglied der kritischen SoldatInnenvereinigung „Darmstädter Signal“, hat dies in dem Hintergrund-Beitrag „Der Lügner vom Amt: Wie Kriegsverkäufer Joschka Fischer die Legende von der deutschen Nichtbeteiligung am Völkerrechtsverbrechen gegen den Irak inszeniert“ mit schonungslosen Worten aufgezeigt (siehe auch Screenshot).

Darin heißt es u.a.:

„Mittlerweile zum Princeton-Professor und ZEIT-Kolumnisten avanciert, legte der bombenverliebte Friedensverräter [Joschka Fischer] jüngst unter dem Rubrum I am not convinced. Der Irak-Krieg und die rot-grünen Jahre einem erwartungsvollen Publikum die Memoiren seines Intermezzos im Auswärtigen Amt vor. Im Hinblick auf die vorgebliche Nichtbeteiligung Deutschlands an dem gegen den Irak und seine Bevölkerung verübten völkerrechtlichen Verbrechen springt zunächst eine Passage ins Auge, in der es um die NATO und die hierzulande stationierten US-Truppen geht. Dort heißt es:

‚Von Anfang an stand Deutschlands Nein zum Irak-Krieg im Widerspruch zu unseren fortgeltenden Bündnisverpflichtungen innerhalb der Nato, und dieser Widerspruch ließ sich weder aufheben noch leugnen. … Aus all diesen Gründen wollten wir deshalb auch weiterhin amerikanische Truppen in Deutschland stationiert haben, die aber nun im Irak eingesetzt werden würden.‘ Immerhin gibt Fischer zu, dass die Invasionstruppen der USA von deutschem Boden aus in den Krieg geführt wurden – ohne freilich auch nur ein Wort darauf zu verschwenden, dass es sich um einen glasklaren Aggressionskrieg handelte, der wiederum aus deutscher Sicht einen glatten Verstoß gegen die Bestimmungen des sogenannten 2+4-Vertrages sowie weiterer völkerrechtlicher Grundnormen und damit natürlich zugleich einen eklatanten Bruch des Grundgesetzes implizierte.

Zudem fabuliert er von schlechterdings nicht existenten Bündnisverpflichtungen, denn im NATO-Vertrag steht nirgendwo, dass einem Bündnispartner, der einen völkerrechtswidrigen Angriffskrieg vorbereitet und führt, Hilfe zu leisten sei. Noch weitaus dreister indes seine folgende Lüge: ‚Diese Lage zwang uns zu einer Gratwanderung, aus der die rot-grüne Bundesregierung niemals ein Geheimnis gemacht hatte: die Überfluggenehmigung für amerikanische Militärflugzeuge, Bewachung amerikanischer Standorte durch die Bundeswehr, die Entsendung von Fuchs-Spürpanzern nach Kuwait, die den Einsatz von chemischen Waffen feststellen konnten etc., gehörten in diesen Bereich. Aber niemals hatte unsere Regierung die entscheidende Linie überschritten, nämlich entgegen unserer öffentlichen Ablehnung des Irak-Krieges insgeheim diesen Krieg doch unterstützt zu haben. Ein solcher Vorwurf ist schlicht haltlos.‘

Haltlos ist lediglich der Unfug, den dieser Rechts- und Friedensverräter vom Auswärtigen Amt hier zu Papier bringt. Denn was anderes als massive Kriegsunterstützung stellte denn die Bereitstellung des deutschen Territoriums inklusive des Luftraums als Einsatzbasis für die US-Streitkräfte dar?

Später schlussfolgerte sogar der vom Bundesministerium der Verteidigung bestallte Wehrjurist Dr. Peter Dreist: ‚Entgegen allen öffentlichen Äußerungen ist auch die Lage der Bundesrepublik während des III. Golf-Konflikts durchaus als heikel anzusehen: Sie kann insbesondere aufgrund der aktiven Unterstützung der Aufmarschbemühungen der USA und ihrer Verbündeten und der Erlaubnis für diese, die Militärflugplätze in Deutschland für den Aufmarsch und die Versorgung sowie die Durchführung der Kampfeinsätze als Landebasen zu nutzen, sowie aufgrund der Nicht-Inhaftierung zurückkehrender Soldaten der Verbündeten, die sich aktiv an Kampfhandlungen beteiligt hatten, aus völkerrechtlicher Sicht als Partei des Konflikts betrachtet werden, die sich durch diese Handlungen ihres neutralen Status in diesem Konflikt begeben hatte.'“

Lesen Sie hier den kompletten Text von Jürgen Rose.