- SPIEGELblog - http://www.spiegelblog.net -

„Homöopathie – die große Illusion“: Warum der SPIEGEL mit seinem aktuellen Titel daneben liegt

Dass der SPIEGEL mit Vorliebe auf alles draufhaut, was auch nur im Entferntesten nach so genannter Alternativmedizin riecht, [1]darüber hat SPIEGELblog immer wieder berichtet [2]. Mit kritischem Wissenschaftsjournalismus hat dies nichts zu tun, da sich der SPIEGEL so nur zu gerne zum Handlanger der Medizinautoritäten und der mit ihnen in enger Verbindung stehenden Pharmaindustrie macht.

Ein Zeugnis dafür ist auch der aktuelle SPIEGEL-Titel „Homöopathie – die große Illusion“ [3] (siehe auch Screenshot). Sicher, man kann so manches gegen die Homöopathie ins Feld führen. Das große Allheilmittel ist auch sie sicher nicht. Doch dass sich der SPIEGEL nun voll auf die Seite der Homöopathie-Gegner geschlagen hat, ist schlicht abstrus. Dazu folgendes:

# Wieso bringt der SPIEGEL nicht mal Titel mit Schlagzeilen wie „Schweinegrippeimpfung – die große Illusion“ [4], „Krebsmedikamente – die große Illusion“ [5] oder „Gebärmutterhalskrebsimpfung – die große Illusion“ [5]? Hierzu bestünde mindestens genau so viel, wenn nicht gar noch mehr Grund als für den Titel „Homöopathie – die große Illusion“.

Wohlgemerkt: Die Gebärmutterhalskrebsimpfung hat der SPIEGEL einst sogar als „hochwirksam“ hochgejubelt (was natürlich völlig haltlos war, wie das Nachrichtenmagazin später dann auch zugeben musste – freilich ohne darum großes Aufheben zu machen: SPIEGELblog berichtete [6]).

# Wie wirksam Homöopathie letztlich ist, lässt sich rein wissenschaftlich nur schwer darlegen. Grund: Vor allem die schulmedizinischen Gegner der Homöopathie (und in gewisser Weise auch die Befürworter) sind voreingenommen (im Fachjargon spricht man hier von einem „publication bias“). Dies ergab z.B. eine Übersichtsarbeit im Jahr 2005 [7]. Wer sich also – wie der SPIEGEL – auf Studien zur Wirksamkeit der Homöopathie beruft, die in Mainstreamjournals veröffentlicht wurden, hat damit noch nicht seine journalistischen Hausaufgaben gemacht, da zunächst diese Studien einer kritischen Analyse unterzogen werden müssten.

# Nicht wenige Menschen bzw. Patienten, die von der konservativen Schulmedizin mit ihrer Fixierung auf die Pillenmedizin und Symptombehandlung keine wirkliche Hilfe bzw. Heilung erfahren (und von diesen Patienten gibt es ein ganzes Heer), machen die Erfahrung, dass sie mithilfe so genannter alternativer Verfahren inkl. Homoöpathie in ihrem Gesundungsprozess vorankommen. Welches Recht nimmt sich der SPIEGEL heraus, diese Erfahrungen pauschal auf seinem Titel als „große Illusion“ abzustempeln? Das zeugt nicht gerade von einem so dringend notwendigen sensiblen Umgang mit dem Thema.

Über die wahren Verschwendungsprojekte im Gesundheitswesen mokiert sich der SPIEGEL gar nicht
# Abstrus auch der Beitrag auf SPIEGEL Online „Kürzungsforderung: Krankenkassen sollen sich Homöopathie sparen“ [8], der parallel zur Print-Titelgeschichte online gestellt wurde. Abstrus deshalb, weil hier nicht einmal beziffert wird, wieviel die Krankenkassen einsparen könnten, wenn sie die Homöopathie aus ihrem Leistungskatalog streichen würden. Laut Berichten aus anderen Medien haben die Kassen 2008 gerade einmal 8,4 Mio. € für homöopathische Mittel ausgegeben [9] – Ausgaben, die laut Bundesverband der Pharmazeutischen Industrie „absolut zu vernachlässigen“ seien, wenn man bedenke, dass die Kassen insgesamt mehr als 30 Mrd. €  Euro für alle Arzneimittel ausgäben.

Da vermisst man auch bei diesem Thema (Kosteneinsparungen) vergleichbare Schlagzeilen beim SPIEGEL, die dazu auffordern, absolute Wahnsinnsprojekte im Gesundheitswesen ad acta zu legen – Projekte, deren Wirksamkeit faktisch nicht gesichert ist und die wohlgemerkt ein Zigaches dessen kosten, was die Homöopathie an Kosten verursacht.

Man denke z.B. an den Kauf des Schweingegrippe-Impfstoffs von GlaxoSmithKline, für den die deutsche Regierung mal so eben 700 Mio. € locker gemacht hatte, ohne dass der SPIEGEL sich in irgendeiner Weise darüber groß oder gar auf seinem Cover mokierte (nähere Inofs zum Schweinegrippe-Irrsinn findet sich in meinem Buch „Virus-Wahn“ [4]).

Oder denken wir an die Ionenstrahl-Therapie gegen Krebs, die rund 20.000 € pro Behandlung und damit gerne dreimal so viel wie herkömmliche Bestrahlungsbehandlungen kostet. Einen Nachweis, dass diese Ionenstrahl- oder auch Protonenstrahl-Therapie einen Nutzen hat bzw. herkömmlichen Bestrahlungen wirklich überlegen ist, wurde dabei noch gar nicht erbracht (mehr Infos dazu in meinem Buch „Die Zukunft der Krebsmedizin“ [5], S. 162-165).

All dies und noch vieles mehr regt den SPIEGEL aber gar nicht auf. Offenbar ist er zu sehr damit beschäftigt, so genannte alternative Ansätze pauschal platt zu machen.

Link zum Thema:

# Pressemitteilung des Deutsche Zentralvereins homöopathischer Ärzte (DZVhÄ) [10] zum SPIEGEL-Titel