SPIEGEL Online behauptet fälschlicherweise, dass Viren für Bienensterben verantwortlich sind

  25. August 2009, von T. Engelbrecht

(Mit Dank an Georg)

Traurig genug, dass der SPIEGEL immer wieder in expertenhöriger Manier die spekulativen Aussagen von „Superforschern“ eins zu eins an seine Leserschaft weiterträgt. Noch beklagenswerter ist allerdings, dass das Nachrichtenmagazin aus diesen haltlosen Spekulationen immer wieder Tatsachenbehauptungen bastelt. Aktuelles Beispiel: Der Artikel „Gestörte Eiweißproduktion: Forscher finden Grund für Bienensterben“ auf SPIEGEL Online (siehe Screenshot).

Denn Forscher haben ja überhaupt nicht den Grund für Bienensterben gefunden. Vielmehr spekulieren sie nur darüber, dass Viren hierfür verantwortlich sein könnten. Dies wird so im Artikel auch so geschrieben. Doch wieso dann diese Überschrift, die suggeriert, die Ursache für Bienensterben sei gefunden? Das ist journalistisch einfach unsauber, um nicht zu sagen unzulässig.

Zumal selbst die Spekulation darüber, Viren könnten die Eiweißproduktion in den Bienen lahmlegen und die Insekten dadurch derart schwächen, dass sie massenweise dahinsiechen, keine wissenschaftlich fundierte Grundlage hat. Denn die so genannten Picorna-Viren, die in diesem Zsh. genannt werden, wurden nirgends wirklich nachgewiesen.

Wer ein bisschen Grips in der Birne hat, muss einfach erkennen, dass hinter der permanenten Viren-Panik – von SARS über die Vogelgrippe, den Ebola-Virus bis hin zur Schweinegrippe und nun Picorna-Viren – ein gigantisches Pharmageschäft steckt. Vor diesem Hintergrund ist es einfach fahrlässig, wenn Medien wie der SPIEGEL immer wieder nur als Sprachrohr der Spitzenforscher, die mit der Pharmaindustrie eng verwoben sind, fungieren. Journalismus ist dazu da, Dinge kritisch einzusortieren, insbesondere von übermächtigen Branchen.

Stattdessen legen Medien wie der SPIEGEL ein regelrech bizarres Verhalten an den Tag, indem sie dort, wo Industrieinteressen bedroht sein könnten, immer wieder viel vorsichtiger agieren. Man stelle sich zum Beispiel vor, da käme jetzt eine neue Studie heraus, die den Verdacht äußern würde, dass Mobilfunkstrahlen oder gentechnisch veränderte Lebensmittel für Bienensterben verantwortlich seien – mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit würden wir dann KEINE Schlagzeile auf SPIEGEL Online lesen wie „Forscher machen Gen-Soja als Grund für Bienensterben aus“ oder „Forscher stellen fest: Mobilfunkmasten töten Bienenschwärme“…

 

6 Kommentare zu “SPIEGEL Online behauptet fälschlicherweise, dass Viren für Bienensterben verantwortlich sind”

  1. egal sagt:

    noch nicht ganz ausgeschlafen ? 😉

    übergaupt, birarres, dor, Sorscher

  2. wintzingerode sagt:

    Ich befürchte, dass den genannten „Forschern“ mal wieder einem Denkfehler aufgesessen sind. Ich halte es zwar durchaus für möglich, dass die genannten Unterschiede zwischen gesunden und CCD-kranken Bienen
    auf molekularer Ebene bestehen. Ich würde sogar so weit gehen,
    die Möglichkeit der (nicht kausalen) Beteiligung eines „Virus“ (wobei
    sicher wieder der indirekte Nachweis über „Antikörper“, also ohne
    einen direkten Existenzbeweis, erfolgte) in Betracht zu ziehen.

    m.E. wurde aber auch hier die zeitliche und örtliche Korrellation mit
    Kausalität (Ursache und Wirkung) verwechselt. Die Bienen wurden
    und werden in den USA unter (für Bienen) enormen Stressbedingungen
    durch das ganze Land gekarrt und industriell zur Bestäubung eingesetzt.
    Dabei werden sie sicher auch Giften ausgesetzt und werden dadurch
    schwer krank. Dann untersucht man sie und stellt erstaunt fest: Jede
    Menge Proteine von der-und-der Sorte. Und dann vermutet man Antikörper oder Proteine aus der Virushülle. Und der (vermeintliche) Verursacher ist gefunden. Aus einer Vermutung wird so in null-komma-nix eine „wissenschaftliche Tatsache“.

    Industrie- und Pharmainteressen sind da sicher im Spiel. Aber ein anderer Aspekt dürfte auch sehr wichtig sein: Ist die Krankheitsursache eine wie immer geartetes „Virus“, dann ist (anders als bei Vergiftungen oder ungünstigen Lebensbedingungen) eine Haftung ausgeschlossen, denn Viren fallen ja gewöhnlich „vom Himmel“. Dies könnte bei Polio, BSE und vielen anderen sog. viren- oder prionenbedingten Krankheiten eine grosse Rolle gespielt haben bzw. spielen.

  3. Moritz sagt:

    Emm, der entscheidende Aspekt: Wenn Viren als Bestäuber wegfallen, isses vorbei mit vielen Pflanzenarten. Dann müssen die Bauern den Dreck von Monsanto kaufen: Einmal verwendbare Samen, die sich nicht fortpflanzen und letztlich die zentralistische industrielle Kontrolle der Lebensmittelproduktion erlauben.

    Was immer genau die Ursache sein mag – das „cui bono“ ist eindeutig.

  4. Joe Miller sagt:

    Ein Pflanzenschutzmittel von Bayer Crop Science war wohl für das Sterben verantwortlich:
    http://www.greenpeace.de/themen/chemie/nachrichten/artikel/bayer_gift_toetet_bienen/

    Eine Titelzeile à la „Bayer rottet beinahe gesamte Menschheit aus“ im Spiegel der der SZ hätte ich mir gewünscht.

    schon, ich gehe wieder träumen…
    und weg. *träum*

  5. VaxxNo sagt:

    „Viren sind die Dämonen des Mittelalters“

    Dr. John Tilden

    Grüße

  6. Paul Boegle sagt:

    Es mag natürlich zutreffen, daß hier das Phänomen CCD, also jener von den Wissenschaftlern so bezeichnete Bienenkollaps in einem etwas zu reisserischen Artikel zu erklären versucht wird. Doch was sich nicht verheimlichen läßt: Das spurlose Verschwinden der Bienen, hauptsächlich in den USA (siehe dazu auch http://weblog.bio-natur.at/2009/11/27/ccd-das-spurlose-sterben-der-bienen/) ist mit Sicherheit ein Indikator dafür, daß gentechnisch manipuliertes Erbgut von Pflanzen, welche als Nahrungsgrundlage für Bienen dienen, zu großen Teilen eine Mitschuld an diesem Desaster und Verbrechen an der Natur mittragen. Der spanische Bienenforscher Francisco Puerta geht dabei in einem Ansatz von der Möglichkeit aus, daß eben diese gentechnisch manipulierten Pflanzen selbst der Auslöser für die Immunschwäche der Bienen sind, indem die Pflanzen das Pflanzengift BT Toxin produzieren.
    Dies wiederum läßt aber den Schluß zu, daß mittlerweile Prozesse in Gang gesetzt wurden, welche sich unserer Kontrolle völlig entziehen. Der Homo sapiens hat über einen ursprünglich unter kontrollierten Bedingungen stattfindenen Versuch sämtliche Kontrollfunktionen verloren und muß nun tatenlos zusehen, wie sich die Natur verselbständigt.
    Weiterhin sollte man bei all der Diskussion um das bisher noch relativ unerforschte Massensterben nordamerikanischer Bienenpopulationen nicht vergessen, daß sich ähnliche Phänomene in anderen Erdteilen erklären lassen. So wurde der gesamte Bienenbestand in der chinesischen Provinz Sichuan, welche für ihre Birnen berühmt ist bzw. war, durch exzessiven Einsatz von Pflanzenschutzmitteln komplett vernichtet. Was dabei aber wesentlich schlimmer ist, neue Bienenvölker ließen sich in der vergifteten Region nicht mehr ansiedeln. Der Mensch versucht nun verzweifelt, die Funktionen und Aufgaben der Bienen händisch zu übernehmen, scheitert aber kläglich an dieser Aufgabe, welche ein ein Gramm schweres Insekt in Jahrmillionen klaglos und vor allem kostenlos übernahm.
    Während aber Volkswirtschaftler über den dadurch entstandenen Schaden diskutieren, welcher sich in einem dreistelligen Dollar-Milliardenbereich bewegt, wird über dem allem vergessen, daß sich gleichzeitig Millionen von Bienen lautlos zum Sterben begeben.
    Ich muß deshalb abschließend meinem Vorredner widersprechen, bitte aber um Nachsicht, wenn ich sage: „Nicht Viren sind die Dämonen des Mittelalters, sondern der Mensch ist der Dämon der Neuzeit !“

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