SPIEGEL Online verschweigt die Leidensspur, die das Private-Equity-Geschäft hinterlässt

  24. April 2009, von Andreas R.

Dass sich der SPIEGEL mit Diffamierungen zurückhält, wenn es um Kräfte in dieser Gesellschaft geht, die an vielen Stellen am Status quo zu rütteln wagen, kann man wahrlich nicht sagen. Doch wenn es um diejenigen geht, die uns die globale Krise maßgeblich eingebrockt haben und dafür auch noch das Geld hinterhergeschmissen bekommen – die Finanzkönige dieser Welt – dann schimmert immer wieder eine regelrechte Bewunderung in der Berichterstattung durch. So auch geschehen in dem Artikel  „Private-Equity-Krise: Firmenjäger verzocken sich mit Investments“ auf SPIEGEL Online (siehe Screenshot).

Darin heißt es: „In der Finanzkrise aber implodiert das Geschäftsmodell der ‚Heuschrecken’… Dabei erschien die Idee so simpel wie genial: Geld bei Investoren einsammeln, unterbewertete oder sanierungsbedürftige Firmen kaufen, aufpäppeln und mit Gewinn weiterverkaufen.“ Vollkommen unkritisch wird hier die Arbeitsweise der Firmenaufkäufer dargestellt und letztlich sogar gelobt. Nicht nur ist das Geschäftsmodell „genial“, auch ist da von den „großen Firmenjägern“ die Rede, als ob es sich hier ganz einfach um erfolgreiche und letztlich harmlose Personen handeln würde, die im Grunde gar nichts Böses gemacht haben. Es ist diese Scheu vor Systemkritik, die den SPIEGEL auch hier so staatstragend und damit unjournalistisch daherkommen lässt.

In der Realität stellt sich die Arbeitsweise dieser „großen Firmenjäger“ nämlich doch ziemlich anders, um nicht zu sagen skrupellos und brutal dar.

So werden auch intakte Firmen aufgekauft, selbst wenn die Heuschrecke das Geld zum Kaufen gar nicht besitzt. Die Banken gaben gerne das Geld zur Verfügung, denn man kauft ja eine gesunde Firma. Und den Kredit stellt man dann „traditionell“ (Zitat SPIEGEL Online) der aufgekauften Firma in Rechnung und lässt die dann den Kredit abarbeiten. Gleichzeitig zieht man noch vorhandenes Kapital aus der Firma raus, gerne auch die gefüllten Betriebsrentenkassen, und verteilt das Geld an die Heuschrecken-Manager!

Die vorher gesunde Firma, die dann unter der Schuldenlast leidet, muss harte Sparmaßnahmen ergreifen. Und wie macht sie das? Sie geht den Arbeitnehmern ans Geld. Folge: Lohnverzicht, unbezahlte Überstunden, Weihnachtsgeld futsch, Entlassungen und so weiter ein. Woolworth, Märklin, Edscha, Kampa, Hertie, Tedrive, ja sogar die Bundesdruckerei und nicht zu vergessen auch das Gezocke um Lebensmittel und Öl, oder auch die innovativen Hypotheken-Weiterverkäufe und die darauf folgenden Zwangsversteigerungen…. ja braucht es noch mehr Beispiele, wie schädlich für das Allgemeinwohl derlei Geschäftspraktiken sind? Klaro, die Heuschreckenmanager haben ihre Yachten und Villen abbezahlt. Aber den ausgebeuteten Arbeitnehmern hingegen winkt die Hartz4-Enteignung. Und trotzdem KEIN WORT davon im „ach so kritischen“ SPIEGEL.

 

2 Kommentare zu “SPIEGEL Online verschweigt die Leidensspur, die das Private-Equity-Geschäft hinterlässt”

  1. wintzingerode sagt:

    Der Beitrag spricht mir aus der Seele. Spiegel und Spiegel-Online haben ganz offensichtlich seit längerem die Situation der Bevölkerung nicht mehr „auf dem Radar“. Und ich frage mich, wie lange die Bevölkerung diese Entwicklungen noch mit- bzw. ertragen kann und will.

  2. Max Mustermann sagt:

    Die zuerst zitierte Passage wurde vom Autoren dieses Blog-Eintrags schlicht nicht verstanden.

Hinterlasse einen Kommentar