SPIEGEL Online meldet irrtümlicherweise den Tod von George Bush sen.

  31. Dezember 2012, von T. Engelbrecht

(Mit Dank an Erik S.)

Peinliche Panne beim Nachrichtenportal SPIEGEL Online. Für kurze Zeit war gestern auf der Startseite des Nachrichtenportals ein Nachruf von US-Korrespondent Marc Pitzke auf den angeblichen Tod des früheren US-Präsidenten George Bush senior zu lesen (siehe Screenshot), worauf etwa auch die Wolfsburger Allgemeine Zeitung aufmerksam macht. Der 41. US-Präsident war aber wohlgemerkt noch gar nicht gestorben – und lebt bis dato offenbar immer noch.

Erschwerend kommt hinzu, dass Pitzke, wie auch turi2 schreibt, „in seinem kurzen Text große Phantasie beweist: Er berichtet von ‚fast schon elegischen Nachrufen‘ der US-Medien auf den Ex-Präsidenten – obwohl kein einziger veröffentlicht wurde, außer eben seinem.“

SPON-Korrespondent Pitzke betreibt zudem noch unsägliche Hofberichterstattung
Abstrus auch, was Pitzke über George Bush sen. zum Besten gibt. Da behauptet er doch tatsächlich, Bush hätte im Ruhestand „so richtig an Statur gewonnen“ und  „der Vergleich zu seinem Sohn [George W. Bush] offenbarte, wie gut es die Amerikaner mit ihm hatten“. Abstrus deswegen, weil niemand einfach so „so richtig an Statur gewinnt“, nur weil er in den Ruhestand versetzt wird, und auch weil es die USA (und die Welt) ja nicht automatisch „gut mit ihm hatten“, nur weil er nicht ganz so gruselig daherkam wie sein Sohn George W. Bush.

Derartige Formulierungen sind im Grunde nichts anderes als Hofberichterstattung, was mit Journalismus nix gemein hat. Und sie sind logischerweise auch in einem solchen Nachruf nicht angemessen. Wie korrumpiert und dominiert von den Großkonzernen die Politik auch unter George Bush sen. war, dafür gibt es nämlich reichlich Belege. Einer davon ist z.B. der Brief von Michael Moore „Seven Questions for George Bush“, den der britische Guardian am 6. Oktober 2003 veröffentlichte.

Wie es um unsere Welt bestellt ist, für die zuallererst auch Politiker wie George Bush sen. verantwortlich sind, dafür findet – im Gegensatz zu SPIEGEL Online – z.B. der Schweizer Jean Ziegler, der heute Vizepräsident des beratenden Ausschusses des UN-Menschenrechtsrates ist, die adäquaten Worte. Seiner Auffassung nach „hat der dritte Weltkrieg für die Völker des Südens längst begonnen“ – insbesondere eben bedingt durch die Politik von George Bush & Co.

Über die ach so recherchestarke und gegenüber den Machteliten ach so kritische Arbeit von SPON-Korrespondent Pitzke haben wir übrigens schon mal berichtet, und zwar 2009, als Pitzke die PR des amerikanischen „Smiley-Präsidenten“ Barack Obama einfach weitertrug – und überfällige Kritik unter den Tisch fallen ließ.

 

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