Der SPIEGEL: Hofberichterstattung für Angela Merkel, die Zweite

  02. November 2009, von T. Engelbrecht

Mitte Mai berichtete SPIEGELblog, wie der Kisch-Preisträger und SPIEGEL-Autor Alexander Osang mit seinem 10-seitigen Beitrag „Die deutsche Queen“ Hofberichterstattung für die Kanzlerin Angela Merkel betrieb. Jetzt hat Dirk Kurbjuweit, Leiter des Ressorts Deutsche Politik im Hauptstadtbüro, mit seinem SPIEGEL-Online-Beitrag „Deutschlands Kanzlerin: Mutti Merkel, die Große“ in gleicher Manier nachgelegt (siehe ersten Screenshot). Der Artikel erschien dem Online-Portal so wichtig, dass er über einen sehr langen Zeitraum einer der Hauptaufmacher blieb.

Merkels Vergangenheit als FDJ-Funktionärin für Agitation und Propaganda blendet der SPIEGEL erneut einfach aus
Das prekäre daran: Auch dieser Beitrag hätte gut in eine CDU-Mitgliederzeitschrift gepasst, für ein Medium, das sich selbst als „Sturmgeschütz der Demokratie“ bezeichnet, ist ein solcher Artikel jedoch unwürdig. Allein das Foto hätte die PR-Agentur der CDU nicht besser aussuchen können. Und dann diese Plattitüden, die bereits im Vorspann beginnen. Nicht nur die Überschrift „Mutti Merkel“ ist – vor allem auch in Kombination mit dem Bild – geradezu verniedlichend; und auch Sätze wie „Die Kanzlerin ist eine kühle Machtstrategin – und hält gleichzeitig alle bei Laune“ sind geradezu grotesk.

Vielleicht hält die Kanzlerin alle verbrämten Politik-Journalisten beim SPIEGEL bei bester Laune, doch dass Merkel, wie Kurbjuweit behauptet, „alle Gesellschaftsmitglieder bei Laune halten könne“, kann nur einer Realitätswahrnehmungsstörung geschuldet sein. Allein wenn man daran denkt, dass auch unter Merkels Zeit als Kanzlerin Arm und Reich in Deutschland weiter auseinandergedriftet sind, bleibt einem das Lachen über Merkels muttimäßige Fönfrisur im Halse stecken. Davon abgesehen haben CDU plus CSU bei der Bundestagswahl wohlgemerkt gerade einmal etwas mehr als 30 Prozent eingefahren… Fast 70 Prozent der Wähler plus Millionen von Nichtwählern finden Merkel also gar nicht so zum Lachen.

Besonders unjournalistisch ist auch, dass Kurbjuweits Beitrag letztlich praktisch nichts wirklich Kritisches zutage fördert. Während der SPIEGEL zum Beispiel nicht müde wird, der LINKEN ihre DDR-Vergangenheit aufs Brot zu schmieren, verliert man über die DDR-Vergangenheit der Kanzlerin kein Sterbenswörtchen. Dabei war Merkel nicht geringeres als FDJ-Funktionärin für Agitation und Propaganda. Damit gehörte sie zur Kampfreserve der Partei und war alles andere als die nette „Mutti“ von nebenan. Und dass die CDU die DDR wirklich aufgearbeitet hat, kann man nun wirklich nicht sagen. Hat die Partei der guten Christen doch das Vermögen zweier SED-Blockparteien geschluckt, deckt aber ansonsten über ihre Vergangenheit den Mantel des Schweigens – und Kurbjuweit schweigt mit.

Oder wie steht es um die Frage, welche Rolle Angela Merkel in ihrer Zeit als Bundesumweltministerin womöglich in dem Asse-Skandal gespielt hat? Dies wäre doch wirklich mal eine Rechercher wert – mindestens genau so spannend wie umfassenden Recherchen des SPIEGEL über Gregor Gysis DDR-Vergangenheit. Doch auch hierzu sagt Kurbjuweit nichts (siehe dazu auch den SPIEGELblog-Bericht „Der SPIEGEL geriert sich als eine Art Marketingmaschine für Angela Merkel – und sorgt sich um die “Glaubwürdigkeit” der Lügenbaronin“).

Auch hätte sich Kurbjuweit, um nur eines von etlichen weiteren Möglichkeiten zu nennen, doch mal dezidiert der Frage annehmen können, was es über Angela Merkel aussagt, dass sie jemanden wie Wolfgang Schäuble zum Finanzminister ernennt – eine Frage, die vor kurzem der Journalist Rob Savelberg vom niederländischen Telegraaf auf einer Pressekonferenz an die Kanzlerin richtete (siehe zweiten Screenshot; der Journalist Gerhard Wisnewski macht darauf noch mal explizit auf seiner Website aufmerksam):

Savelberg: „Wie kann man einem Mann [wie Schäuble], der sich nicht an den Verbleib von 100.000 Mark erinnern kann, das Amt des Finanzministers anvertrauen?“

Merkel: „Weil diese Person mein Vertrauen hat.“

Savelberg: „Aber kann er denn mit Geld umgehen, wenn er vergisst, dass er 100.000 Mark in bar in seiner Schublade liegen hat?“

(Heiterkeit im Saal)

Merkel: „Ich habe wirklich alles gesagt dazu.“

Savelberg: „unverständlich.“

Merkel: „Ja, ich kann gerne den Satz nochmal wiederholen, aber ich habe aus meiner Sicht alles gesagt.“

Savelberg: „Aber es geht um die Finanzen von 82 Millionen Deutschen …“

Merkel: „Die nächste Frage.“

 

10 Kommentare zu “Der SPIEGEL: Hofberichterstattung für Angela Merkel, die Zweite”

  1. Rumpelstilz sagt:

    Früher einmal war der Spiegel mit Augstein gleichzusetzen. Nach Augstein kam die G+J Beteiligung und daran wiederum die Bertelsmann-Beteiligung. Und Liz Mohn (und der verstorbene Reinhard Mohn) sind / waren ja Mitglieder im Club of Rome.
    Da verwundert es nicht, daß der Spiegel auch unter den Tisch fallen ließ, daß die Merkel Rockefeller die Zusage geben mußte, keinerlei Demokratie in Deutschland zuzulassen und daß Merkel nach Amtsantritt Gedmin vom Aspen-Institute als Führungsoffizier zur Seite gestellt bekam. Aber darüber hatte http://politikglobal.net bereits ausführlich berichtet.

  2. sich schämender Deutscher sagt:

    Man kann über Merkel schreiben was man will. Sie, (Er?Oder gar Es?) wird in die Geschichte als die, wohl mit Abstand dümmste Deutsche eingehen, die sich nicht zu blöd vorkam, öffentlich zu behaupten, sie könne das Weltklima retten und die Temperatur der Erde ! ! ! um 2 (zwei) Grad senken!
    So etwas funktioniert nur unter völliger Ignorierung wissenschaftlicher Fakten.
    Wahrscheinlich wird Sie als Nächstes die Neigung der Erdachse berichtigen wollen, damit es leichter wird, Sommer- und Winterzeit abzuschaffen.
    Ganz nebenbei ist ihr „politischer Weg“ durch sämtliche Rektalzonen dieser Welt ja heute schon legendär.
    Daran beißt die Maus nun mal keinen Faden ab.
    Mir für meinen Teil, bleibt da nur ein trauriges Kopfschütteln und ein sich ständig vergrößerndes Schamgefühl.
    Leider!

  3. almabu sagt:

    Die Merkel-Festspiele bei SPON gehen also in eine neue Runde! Merkel ist die ideale Kanzler-Kandidatin aus der Sicht der Kreise, die sie unterstützen und an die Spitze brachten: Sie hat keine Überzeugungen. Sie hat keine Hausmacht. Sie ist vermutlich ein einsamer, kontaktarmer, misstrauischer Mensch. Sie wurde ihr Leben lang geformt. Ein perfektes Werkzeug der Anpassung, sozusagen. Sie hat ein hohes Bedürfnis nach Anerkennung. Erst in der DDR, dann von Kohl, von Bush und nun von Obama und natürlich von Israel. So ein Ehrendoktor kann da Wunder wirken und ist bestimmt ein Drittel U-Boot Wert, oder eine halbe Fregatte? Nur die Form der Kritik ist zuweilen ätzend (auch von mir!):
    Sie als Mutti, als Neutrum „das Merkel“, oder gar als Mann „der Kanzlerin“ zu bezeichnen greift sie nicht nur als Frau an, sondern auch die Frauen ganz allgemein: „Wer auf diesen Job gelangt, das kann keine richtige Frau sein, denn das schaffen eigentlich nur Männer!“ Gäbe es die DDR noch, ich bin sicher, Merkel hätte es auch dort auf einen Spitzenplatz, vielleicht als „Erichs Mädchen“ sogar ins Politbüro geschafft?

  4. PREGAS sagt:

    guten tag,

    gerne bsuchen wir ihren blog zukünftig. da wir uns mit news-themen befassen, werden wir bestimmt noch oft ihren blog besuchen und news auf http://www.pregas.de veröffentlichen

    vielen dank

    PREGAS

  5. Johphil sagt:

    Das Ausmaß der Speichelleckerei ist auch hier wieder geradezu ekelerregend:

    http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,659088,00.html

  6. Senatssekretär sagt:

    Im Vergessen der Worte:“Ich will Deutschland dienen.“, vergißt die Person doch glatt die Enteignung von 20 Millionen Flüchtlingen, die für Faschisten gehalten wurden und vertrieben wurden. Die UNO beschließt zwar, es sei Unrecht, aber was hat das schon mit Befehlen aus Rußland und Moskau zu tun? Jetzt dienen wir nicht nur den Europäern, weil die Regierung das will, nein, jetzt auch noch Israel und seinen Interessen! So aber bleiben Frau Merkel und Herrn Kohl erpressbare Handlungen, wie die Vergangenheit der Väter. Einer bei der Eutanasie, der Andere bei Republikflucht und preisgeben der Reichszugehörigkeit. Mit der Peter Hartzgesetzgebung und der Rente mit 67 und dem Dabeibehehalten der Unterdrückung werden demnächst auch Ausreiseverbote und Alkoholverbote folgen! Datenschutz wird für den Staat gelockert und die 600, +Regierungsrentner dürfen über Bürgschaften verfügen, die nie durch eine Befragung beschlossen wurden!
    Daher frage ich mich und die Leser, ob es sich lohnt noch Deutscher zu sein, wenn die Regierung das Halbe Land, nein zwei Drittel Deutschlands verschenkt und die Menschen aus Ostpreußen, Ober- und Niederschlesien und dem Freistaat Danzig das Leben und die Freiheit verwehrt?

  7. Lutz Huth sagt:

    Merkels Washingtoner Auftritt

    Wie jeder Bundeskanzler der BRD, so jetzt auch Angela Merkel, reiste diese nach Washington, um als erste Amtshandlung ihre Unterschriftsabgabe unter die „Unterwerfungsbulle“, zu der jeder Bundeskanzler der BRD verpflichtet ist, abzugeben.

    Könnte man meinen, das all die Kanzler vor ihr dies nur widerwillig auf Grund der bedingungslosen Kapitulation Deutschen Reiches nach 1945 und der damit verbundenen deutschen Rechtlosigkeit dies taten – Willy Brandt hatte sich als einziger Bundeskanzler anfänglich sogar geweigert – war dies der ehemaligen FDJ-Funktionärin und überzeugte Stalinistin sogar ein inneres Bedürfnis sich beim großen „Bruder“ anzubiedern und sich noch einmal für die „Befreiung“ ausdrücklich zu bedanken.

    Als Krönung ihrer kaum noch zu ertragenen hündischen Devotionen, wird sie sich nicht entblöden, anläßlich der französischen Siegesfeiern am 11. Nov. zum Gedenken des Sieges über das Deutschen Reich 1918, an dieser teilzunehmen.

    Selbst ein Mann wie Gerhard Schröder hatte soviel Anstand und Ehre auf diese „Ehrerbietung“ zu verzichten.

    Unter Angela Merkel nimmt die deutsche Selbstmontage und Selbstzerfleischung kaum noch zu steigernde Ausmaße an.

    Lutz Huth

  8. Wake News sagt:

    …es ist schon eine Schande, dass wir so an der Nase herumgeführt wurden/werden. Unsere Volksvertreter sind also „Volksverräter“ und nähren sich am Busen der ach so gewaltigen Illuminati-NWO-Eugenik-Bankster-Elite. Aber was kann man sonst von linientreuen FDJ-Hörigen verlangen?
    Es hilft nur aufwachen, organisieren und absetzen…

  9. SZenso » Blog Archive » Hofberichtblogging (8) … goes mainstream sagt:

    […] Wenn ich in den Spiegel schauen, wird es mir zunehmend unangenehm. Das liegt weder an mir noch an meinem Alter, sondern an der sinkenden Qualität der Zeitschrift. Das einstige journalistische Flaggschiff verkommt zusehends zu einer Boulevardzeitung, das im wesentlichen aus weichgespültem neoliberalen Mainstream besteht. Der kritisch investigativer Journalismus spürt nur noch den Klischees der Randgruppen nach, das Elitariat hingegen wird hofiert. […]

  10. Simon sagt:

    Ich empfehle allen, die immer vom „Spiegel von früher“ schwämen, mal im Archiv nachzulesen, wie er wirklich war.

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